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Im Glas: Tullibardine

Foto: Whiskymax

Es gibt immer wieder Whiskybrennereien die man hier und da zur Kenntnis nimmt, sie aber irgendwie nie so richtig ins eigene Blickfeld geraten. Tullibardine ist so ein Beispiel bei mir, zwar immer mal wieder im Glas, aber nie habe ich mich näher mit dem Whisky auseinandergesetzt. Zeit das zu ändern.

Erst einmal ein paar Informationen:

Tullibardine brennt seit 1949 Malt Whisky, jedoch wurde schon seit dem 12. Jahrhundert an dieser Stelle Bier gebraut. Im Jahr 1947 wurden die Brauereigebäude letztendlich zur Whiskybrennerei umgewidmet, kurz darauf erhielt Tullibardine zwei weitere Brennblasen (insgesamt sind es heute vier). 1994 stand die Brennerei kurz vor ihrem Ende, die Produktion wurde eingestellt und Tullibardine fiel in einen langen Schlaf, bis 2003 die Brennerei an das französische Unternehmen „Picard Vins & Spiritueux“ verkauft wurde. Es erfolgte die Wiedereröffnung und bereits 2013 erschien eine komplett neu gestaltete Core Range.Der Name stammt von einem naheliegender Moor in den Ochil Hills, aus denen auch ein Teil des verwendeten Wassers kommt. Tullibardine verfügt über ein Besucherzentrum und kann besichtigt werden. 

Für den Schwerpunkt habe ich mir folgende Abfüllungen vorgenommen: 

  • Tullibardine Sovereign, 43% 
  • Tullibardine 225 Sauternes, 43% 
  • Tullibardine 228 Burgundy, 43% 
  • Tullibardine 500 Sherry Finish, 43% 
  • Tullibardine 15 Jahre, 43% 
  • Tullibardine 2012-2021, 9 Jahre, 54%, Douglas Thomson 

Tastingnotes

Hintergrundbild: whic.de

Tullibardine 225, Sauternes Finish, 43% alc. Originalabfüllung (2021). Ausbau: Nachreifung in Sauternes-Weinfässern (225-Liter-Barrique)

Nase: Stachelbeeren neben Limetten und Mandarinen, fruchtig süß und säuerlich. Dazu finde ich ziemlich milde Eiche, zarten Pfeffer und Weintrauben. Orangen in weißer Schokolade, kandierte Ananas und leicht säuerliche Äpfel.

Gaumen: Malzig und würzig mit viel Kakao. Dahinter wieder Orange in weißer Schokolade, eine Spur Gewürznelken, Malz und Pfeffer. Ich finde zudem Johannisbeeren und Sahnekaramell.

Abgang: Kurz bis mittellang, harmonisch zwischen Säure und Würze. Eiche, Zitronenschale, Pfeffer und Mandeln.

Fazit: Eine spritzige Fruchtigkeit trifft auf eine leichte Säuerlichkeit, dazu eine angenehm ergänzende Würze. Aus meiner Sicht ein sehr schöner Sommerwhisky. 83/100 Punkte (2022)


Hintergrundbild: deinwhisky.de

Tullibardine 500, Sherry Cask Finish, 43% alc. Originalabfüllung (2021). Ausbau: Nachreifung in Sherryfässern

Nase: Bratäpfel, Malz und Gemüse - so mein erster Eindruck. Frisch geschälte Karotten treffen auf Apfel und Zuckersirup. Im Hintergrund finde ich Baumharz, Datteln, Piment und Gewürznelken, auch eine leichte Spur Zimt. Klingt zwar ein wenig ungewöhnlich, ist aber richtig harmonisch und kommt mit einem spannenden Unterton daher.

Gaumen: Macht genau so weiter, nur ohne das Gemüse. Die Sherryaromen dominieren süß und fruchtig, leicht cremig. Rosinen, Bratapfel, Birnensaft. Dazu kommt eine angenehm winterliche Gewürzmischung mit Zimt Gewürznelken, Kardamom und einem Hauch Muskat.

Abgang: Mittellang und leicht trocken, hier kommt neben Rosinen und Zimt auch etwas Schokolade auf.

Fazit: In der Nase spannender als erwartet, ansonsten ein sehr harmonisch gemachter Tullibardine ohne Altersangabe. Das Preis-/Leistungsverhältnis weiß zu überzeugen. 84/100 Punkte (2022)


Hintergrundbild: whic.de

Tullibardine 228, Burgundy Cask Finish, 43% alc. Originalabfüllung (2021). Ausbau: Nachreifung in Burgunder-Rotweinfässern (228-Liter-Fässer des Chateau de Chassagne Montrachet).

Nase: Fruchtig und zugleich wirkt der Whisky auch ein wenig schwer. Ein Aroma von leicht angebranntem Karamell und Kerzenwachs treffen auf Brombeeren und zarte Erdbeermarmelade. Danach kommen Weintrauben und Milchschokolade auf, etwas Eukalyptus und Vanille.

Gaumen: Cremig und sehr angenehm. Himbeeren treffen auf Milchschokolade mit Mandelsplittern und Haselnüssen. Dazu Kirschen, säuerliche Johannisbeeren und etwas Pfeffer.

Abgang: Eher kurz, hier kommt seine Jugend zudem etwas durch. Der Abgang wirkt leicht säuerlich und würzig, am Ende etwas Zimt und Eiche.

Fazit: Diese Säuerlichkeit der Weinfässer muss man mögen, hier ist sie etwas weniger harmonisch als beim Tullibardine 225. Ansonsten ein tadelloser Single Malt. 81/100 Punkte (2022)


Hintergrundbild: whic.de

Tullibardine Sovereign, 43% alc. Originalabfüllung (2021). Ausbau: Bourbonfässer

Nase: Zitrusfrüchte und weiße Schokolade, etwas Vanille und milde Birne. Dazu finde ich ziemlich trockene Aromen, darunter Gerstenschrot und Gips, vielleicht Kreide. Mit etwas Zeit wird die Birne stärker, außerdem kommen Limette und ein zarter Hauch Karamell dazu.

Gaumen: Relativ aromatischer Antritt. Viel Malz und Heu, etwas Birnenkompott mit Karamellsauce und Milchschokolade. Außerdem Butterkekse, Walnüsse und etwas Vanille.

Abgang: Mittellang und cremig, fein würzig mit Piment, Muskat und Zimt. Recht malzig und mit zarter Vanille.

Fazit: Saubere Abfüllung mit Charakter, besonders auf dem Gaumen eine richtig schöne Angelegenheit. 82/100 Punkte (2022).


Hintergrundbild: whic.de

Tullibardine 15 Jahre, 43% alc. Originalabfüllung (2021). Ausbau: Bourbonfässer (First Fill)

Nase: Ziemlich blumig und ganz anders als die bisher verkosteten Tullibardine. Sanft und gleichzeitig ausdrucksstark. Ich finde Kokosmilch, Vanillepudding sowie Honigmelone und etwas Banane. Zudem leichte Zitronentarte und etwas Käsekuchen, frische Äpfel und ein Hauch Mandarine. Die Aromen sind alle gleichermaßen eingebunden und harmonisch miteinander verwoben.

Gaumen: Kräftiger als die Nase vermuten ließ, ziemlich süß. Matschige Erdbeeren, Zitronendrops, Grapefruit und brauner Zucker. Außerdem wieder etwas Kokos und Gebäck. Dahinter finde ich dann grünen Tee sowie eine zarte Gewürzmischung aus Zimt, Piment und Ingwer, welche aromatisch ergänzt.

Abgang: Mittellang und sanft, leicht würzig. Rundet den bisherigen Eindruck gut ab.

Fazit: Ein ausdrucksstarker Tullibardine mit einem wundervollen Duft und sehr aromatischem Gaumen. Der Abgang hätte aus meiner Sicht ein bisschen intensiver sein dürfen, aber dennoch ein richtig toller Single Malt. 86/100 Punkte (2022)


Hintergrundbild: Douglas Thomson

Tullibardine 2012 - 2021, 9 Jahre, 54% alc. Abfüller: Douglas Thomson. Ausbau: 8 Jahre im Bourbonfass, 1 Jahr Nachreifung im Sherryfass (Fino, Quarter Cask)

Nase: Erstaunlich malzig und einiges an getrockneten Früchten, darunter Aprikosen und Bananen, außerdem Paprika und anderes Gemüse. Zudem finde ich trockenen Holzrauch, erinnert ein wenig an einen Räucherofen. Dieser Rauch wird von Kerzenwachs, Walnüssen und Lampenöl begleitet und wirkt schon kräftig, aber nicht unangenehm.

Gaumen: Sehr trocken und fruchtig, phasenweise staubig. Orangen und etwas Grapefruit, getrocknete Aprikosen, Malz, zudem einiges an Eichenholz, Zimt und Bienenwachs. Außerdem viel Pfeffer, Kaffee, trockenes Zedernholz und alter Pfeifentabak.

Abgang: Lang und trocken, mit getrockneten Himbeeren, Kakao, Eichenholz, Zimt und Pfeffer, etwas Mokka. Die Trockenheit bleibt lange im Gedächtnis.

Fazit: Kein einfacher Whisky, aber ein schöner. Diese lang gezogene Trockenheit erinnert so überhaupt nicht an Fino-Sherry - gefällt mir aber so ganz gut. Ein schwerer dram für lange Abende. 85/100 Punkte (2022)

 
 
 
 
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