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Die Isle of Harris Distillery - Online Tour

6. September 2021

Vibrant Stills alias alba import lud am 6. September 2021 zu einer digitalen Tour durch die Isle of Harris Distillery ein. Simon Erlanger und Peter Kwasniewski stellten die Geschichte der Brennerei vor und führten das Fachpublikum per Video durch die Gebäude.

Im September 2015 begann die Produktion der Isle of Harris Distillery, eine der neueren Whiskybrennereien und dann noch an einem so wunderbaren Ort, in Tarbert auf der Isle of Harris, einer Insel der äußeren Hebriden. Allein die Transportwege, die Infrastruktur, aber auch die Brennerei selber sind daher schon besonders. Die Brennerei wurde als „Social Distillery“ gegründet, mit dem Ziel Arbeitsplätze zu schaffen und Besucher auf die Insel zu locken, was wiederum die regionale Wirtschaft stärkt. Denn auch in Schottland ist eine Abwanderung aus den ländlichen Räumen und insbesondere von den Inseln in die Städte stark spürbar. Knapp 2.000 Einwohner hat die Isle of Harris heute noch. Das Projekt einer eigenen Brennerei soll dabei helfen, diesen Trend aufzuhalten.

Seit nun also 6 Jahren wird hier produziert, aktuell ist bisher nur der Gin erhältlich. Dieser zeichnet sich insbesondere durch seine fruchtigen aber auch maritimen Noten aus, welche unter anderem vom „Sugarkelp“ kommen, einem süßlich schmeckendem Seegras, welches zwischen Februar und April im Atlantik vor der Isle of Harris per Hand von einem Taucher geerntet wird.

Nun zum Whisky. Das Lagerhaus ist bereits mit 4.500 Fässern randvoll gefüllt, aktuell beginnen die Bauarbeiten für zwei weitere Lagerhäuser, die im Frühjahr 2022 bereitstehen sollen.

Die Isle of Harris Distillery verwendet Gerste aus den Highlands, insbesondere der Region um Inverness, denn auf der Insel selber ist das Wetter zu unbeständig. Das Gerstenmalz ist mit 15ppm leicht getorft, zumindest ein kleiner Teil des Torfes stammt auch von der Insel. Die Fermentation dauert zwischen 3 und 5 Tagen, was für die Whiskyindustrie sehr lange ist.

Ein Wagnis ging man mit den Brennblasen ein, welche nicht schottischen Ursprungs sind sondern von einem Unternehmen aus Siena in Italien gebaut und geliefert wurden. Die schottischen Hersteller hätten schlicht eine zu lange Lieferzeit von fast zwei Jahren gehabt. Nach der zweifachen Destillation wird der New Make auf 63,5 % alc. verdünnt und in Fässer gefüllt. Neben Sherryfässern (Oloroso und Fino) werden Bourbonfässer von Heaven Hill, Buffalo Trace und Woodford Reserve verwendet.

Auf die Frage nach den ersten Whiskyabfüllungen wird klargestellt, dass dieser dann erscheint, wenn er so weit ist. Entstehen soll hier keine breite Core Range mit verschiedenen Altersangaben sondern wie beim Gin ein Qualitätsprodukt, welches die Isle of Harris und ihre Bewohner repräsentieren soll. Geplant ist ein abgestimmtes Batch aus verschiedenen Fässern und vielleicht unterschiedlichem Alter, aber wie lange es noch dauert, darauf will man in der Brennerei nicht antworten. Die beiden Brennblasen produzieren jedoch nur mit wenig Unterbrechungen aktuell sogar im Zweischichtsystem bis 23 Uhr New Make.

Der Gin wiederum wird in einer eigenen Brennblase hergestellt, dessen Beliebtheit und Erfolg sind also nicht für die lange Wartezeit verantwortlich.

Insgesamt ist das aus meiner Sicht ein sehr erfrischendes Konzept, da die Brennerei hier nicht auf schnellen Umsatz zielt, obwohl viele Whiskyfreunde bereits warten. Sie lassen ihrem Single Malt Zeit.

Neben dem Gin gab es während der Tour auch den New Make zu probieren, welcher schon mal das Potenzial des Whiskys aufzeigt. Verkostungsnotizen zu beiden folgen hier.


Isle of Harris Distillery New Make Spirit, 63,5% alc. Torfgehalt: 15ppm

Nase: Fruchtig und aromatisch, sehr süße Obstaromen. Malzbier, einiges an Birne und Banane, viel Pfirsich. Dazu der Rauch, Grillfleisch, entferntes Lagerfeuer.

Gaumen: Der Rauch wird stärker, die fleischigen Aromen nehmen zu. Dazu eine leicht ölige Fruchtigkeit, bittere Bananenschale.

Abgang: Sehr lang und wärmend. Der Alkohol präsent aber gar nicht unangenehm.

Fazit: Dieser New Make hat richtig Potenzial und ist auch so schon genießbar, hätte ich nicht gedacht. Da kann ein wirklich toller Whisky draus werden. (2021)


 
 
 
 
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