Cragellachie
Die Brennerei Craigellachie wurde als Craigellachie-Glenlivet im Jahr 1891 gegründet. Schaut man auf die Karte, dann muss man dem Spey entgegen des Stroms schon noch ein wenig folgen, um zum Livet und dem dazugehörigen Tal zu kommen. Aber so war es zu in damaligen Zeiten, sehr viele Brennereien in der Speyside gaben sich den Zusatz „Glenlivet“, aber eben nicht wegen geografischer Bedeutung, man wollte damals vom guten Ruf der Brennerei Glenlivet profitieren. Besonders bei Neugründungen suchten die Inhaber einen Bezugspunkt um ihren Whisky zügig zu vermarkten. Geplant wurde Craigellachie vom berühmten Charles Chree Doig, bekannt für seine Pagodendächer. Und diese sehen wir hier auch auf einem der Fotos, welches höchstwahrscheinlich 1898 entstand, dem Jahr, in dem die Produktion nach langer Bauphase endlich beginnen konnte.
Die beiden weiteren Aufnahmen entstanden 1920, da war die Brennerei bereits vier Jahre im Besitz von Mackie & Company Distillers Ltd. Im Jahr 1927 erfolgte dann die Übernahme durch DCL.
1930 kam die Brennerei ins Portfolio der Scottish Malt Distillers, anschließend wurde es ruhiger um Craigellachie. Man brannte in aller Ruhe Whisky, bis dann der Whiskyboom der 1960er Jahre zur Modernisierung der Produktion beitrug, im Rahmen der Baumaßnahmen wurde auch die Zahl der Stills von 2 auf 4 verdoppelt. Nach der Hochphase kam bekanntlich die Krise, Craigellachie überstand diese und kam durch Fusion zu United Distillers (Diageo) und wurde anschließend 1998 mit weiteren Brennereien an Bacardi verkauft. In den Folgejahren wurde es wieder ruhiger, Craigellachie hat mittlerweile eine stabile Core Range und bringt immer wieder exklusive Single Casks in Fassstärke auf den Markt.
Aktuelle Beiträge
Craigellachie 19 Jahre, 46%. Originalabfüllung 2023. Ausbau: Bourbon- und Sherryfässer, anschließend Nachreifung in erstbefüllten Bourbon- und Sherryfässern (50%-50%)
Nase: Grasig, pflanzlich, aber auch fruchtig. Gegrillte Ananas und frisch geschälte Pastinake, dazu finde ich auch bei diesem Craigellachie wieder etwas Honig und Wachs, aber auch nasse Kiesel, Muschelkalk und Kreide. Im Hintergrund verweilen Stachelbeeren, Litschi und Pfirsich.
Gaumen: Mandeln, Walnüsse und Honig, dazu Birne und Litschi, einzelne Sultaninen und Apfelspalten. Dann nimmt die Süße zu, sehr reife Nektarinen fallen mir auf, anschließend gut gewürzte Orangenmarmelade und Zedernholz.
Abgang: Mittellang bis lang, recht viel Holz, dazu grüner Pfeffer und Salz. Aber auch Ahornsirup und Tortenboden.
Fazit: Elegant und zugleich komplex, einzelne Aromen erinnern mich da an eine von mir sehr geschätzte Highland-Brennerei. Besonders die minaralischen und leicht wachsartigen Noten haben mir außerordentlich gut gefallen. 87/100 Punkte (2025)
Craigellachie 17 Jahre, 46%. Originalabfüllung ca. 2024. Ausbau: Bourbon- und Sherryfässer
Nase: Streuselkuchen, Malz, heller Honig auf kaltem Kupfer. Dazu Ananas und Vanille-Eiscreme, auch finde ich Mandarinen und Orangen, etwas Müsli und angekohltes Brot. Kling zwar komplexer, ist aber alles sehr fein ineinander verwoben und wirkt damit eher linear fruchtig.
Gaumen: Viel Gebäck. Apfelkuchen, Obsttörtchen, Ananas und Vanillecreme, dazu eine sehr zarte Würze mit einem blassen Schimmer Holzrauch. Keine Ecken, keine Kanten, so stelle ich mir einen typischen Speyside-Whisky vor.
Abgang: Mittellang, malzig, etwas wenige fruchtig als auf dem Gaumen, eine zarte Note von Milchschokolade, ein wenig Holzrauch, Bienenwachs, Kerzendocht.
Fazit: Eleganz in Perfektion, insgesamt super weich und rund, angenehm fruchtig mit eher reifen Gebäckaromen und einem Hauch von Rauch. Für Genießer, jedoch nicht komplex genug für Analysten. 84/100 Punkte (2024)
Craigellachie 13 Jahre, Bas Armagnac Finish, 46%. Originalabfüllung ca. 2023/2024. Ausbau: Bourbon- und Sherryfässer, Nachreifung in Bas-Armagnac-Fässern.
Nase: Hefezopf und Obstkorb, Croissant mit Aprikosenmarmelade. Ich rieche Birnengelee, frische Äpfel, Orangen und Kiwi, dazu diese buttrigen Gebäckaromen und eich Hauch von Bienenwachs.
Gaumen: Süß und säuerlich, leicht bitter. Zitronensaft, Champagner und Limette. Aber auch Gewürznelken und Fenchel, Butterkekse, etwas Pfeffer und naturtrüber Apfelsaft.
Abgang: Mittellang und doch recht malzig, dazu Limettenscheiben mit Honig, etwas weißer Pfeffer und ein auch Hauch warmen Kerzenwachs auf Holz.
Fazit: Bei dieser Nachreifung war meine Skepsis groß, die Komposition funktioniert jedoch gut. Die süßen Zitrusfrüchte ziehen sich durch und ergeben hier einen schönen Craigellachie. 83/100 Punkte (2025)
Craigellachie 2012 - 2023, 11 Jahre, 62,1%. Exceptional Cask Series. Ausbau: Oloroso-Sherryfass Nr. 5192
Nase: Anfangs etwas verschlossen, er braucht Luft zum atmen, auch ein Tropfen Wasser kann nachhelfen. Nach und nach entfalten sich dann die trockenen Oloroso-Aromen. Ich finde Süßkirschen in dunkler Schokolade, Dörrpflaumen, Mandeln und Walnüsse in Honig, ein wenig würzige Orangenmarmelade, Muskat, Piment und eine Prise Zimt.
Gaumen: Viel intensiver und süßer ich es vermutete, Brombeerpüree, Datteln und die Dörrpflaumen, dazu brauner Zucker und Zimt, etwas Karamellpudding und gebrannte Mandeln. Richtig lecker.
Abgang: Mittellang bis lang, weiterhin süß, nun aber wieder etwas trockener. Auch hat das Eichenholz hier bereits seine Spuren hinterlassen. Gewürznelken, Zimt, Brombeermarmelade und Muskat, etwas Tabak, Leder und einzelne Rosinen.
Fazit: Ein wirklich leckerer Craigellachie, der trotz seines vergleichbar jungen Alters schon unheimlich viele Aromen aus seinem Sherryfass aufgenommen hat und letztendlich sehr gut abliefert. 88/100 Punkte (2025)
Frühere Beiträge
Craigellachie 13 Jahre, 46% alc. Originalabfüllung (2022, 04-6137). Ausbau: Bourbonfässer
Nase: Dosenobst, reife Äpfel und in Butter erhitzte Banane. Dazu finde ich eine ganz zarte Note Torfrauch mit Schießpulver, Buttercreme und Birnenkompott. Anschließend kommt das Malz stärker hervor. Das klingt jetzt zwar intensiv, die Aromen gliedern sich aber recht zart auf.
Gaumen: Ganz anders als in der Nase. Kaltes Metall, Eisen, Malzbier. Dazu getrocknete Himbeeren, Apfelkerne und Eichenholz, im Hintergrund Vanille-Fudge und ganz entfernt rieche ich geräuchertes Trockenfleisch.
Abgang: Lang und trocken, die zarte Rauchnote kommt noch einmal besser zur Geltung. Dazu Apfelspalten, Blutorange und Stachelbeeren.
Fazit: Unerwartet, insbesondere auf dem Gaumen mit einer teils kräftigen Ausprägung und leichter Schärfe. 83/100 Punkte (2022)
Craigellachie 31 Jahre, 52,2% alc. Originalabfüllung (2016/2017, Batch 04-6137). Ausbau: Bourbonfässer
Nase: Trockene Sommerwiese und Getreide fallen mir zuerst auf, dahinter Bergpfirsiche und Aprikosen, außerdem ein wenig Apfelmark. Zu den Gräsern gesellen sich Kräuter und Nüsse, ich denke jetzt an gesalzene Walnüsse, Kampfer, Wermut und entfernt auch an Senfkörner. Anschließend verweilt ein ausgeglichenes Aroma zwischen Pfirsich und antikem Eichenholz.
Gaumen: Intensiv und vollmundig, die lange Reifung packt hier mit sehr viel Eichenholz voll zu. Saftige Fruchtaromen und Walnüsse, ein paar Mandeln. Die Früchte kann ich dank der Eichenfracht gar nicht so richtig greifen. Dazu kommen Nadelhölzer, Bambussprossen und zuletzt recht süße Vanille. Anis-Pastillen runden den Geschmack ab.
Abgang: Sehr lang, sehr süß. Trockene Hölzer, Anis-Pastillen, Kinderlakritz.
Fazit: Der Whisky wurde ja hochgelobt und aus meiner Sicht zurecht. Mit zunehmenden Alter sind diese Craigellachies einfach zauberhaft. 92/100 Punkte (2022)
Craigellachie 1997-2014, ca. 16 Jahre, 46% alc. Abfüller: Gordon & MacPhail. Ausbau: Bourbonfässer
Nase: Kiwi, reife Kiwi. Dahinter ein Hauch Wassermelone, etwas Mango und Kokosnuss. Zwischen diesen angenehmen Fruchttönen blitzt immer mal wieder ein Hauch Gerstenmalz sowie etwas Milchschokolade hindurch.
Gaumen: Kräftig, leicht scharf, Peperoni und Chili, einiges an sehr dunkler Schokolade, Kakaobutter und kubanische Zigarren. Dazwischen finden sich Kiwi und Erdbeeren, die Fruchtaromen haben aber kaum eine Chance.
Abgang: Lang, kräftig, würzig. Mit Eichenholz, Muskat und Kaffeebohnen.
Fazit: Was ist denn das? Die Nase passt ja mal so gar nicht zum Rest - spannender Whisky, wenn auch irritierend.
83/100 Punkte (2016) Ich danke Gordon & MacPhail für Probe und Foto!
Craigellachie 1999, 15 Jahre, 48% alc. Abfüller: Distiller's Art (Langside Distillers). Ausbau: Sherryfass
Nase: Wirkt zuerst trocken und malzig, mit etwas Zeit an der Luft kommen die Sherryaromen stärker hervor. Kunstleder, Moos, milde Beeren und eine Spur Zimt, danach trockener Rauch und feuchter Tabak. Etwas ungewöhnlich aber spannend, im Geruch ein eher leichter Single Malt.
Gaumen: Bestätigt ein wenig die Nase: mild und fruchtig, mit Pfirsichen und Aprikose, dahinter wieder etwas feuchtes Gras, vielleicht sogar muffiges Heu. Es folgen Holzrauch, Paranüsse und Sultaninen. Die Eiche zeigt sich leicht pfeffrig und minimal bitter.
Abgang: Mittellang bis lang, mit Eichenholz, Gewürzen und dunklen Früchten, zudem Karamell und Malz.
Fazit: Die Nase ist wirklich speziell, Gaumen und Abgang dahingegen einfacher. 85/100 Punkte (2015) Ich danke dem Importeur prowhisky für Probe und Foto!
Craigellachie 2006-2014, 8 Jahre, 46% alc. Abfüller: Kierzek. Ausbau: Fass No. 900641
Nase: Erst fruchtig und voll, fleischig zäh, mit einem würzigen Einschlag. Fleischige Aprikosen, Cerealien und Malz. Etwas Zitusfrucht und Kräutertee. Für seine Jugend schon komplex.
Gaumen: Süß und leicht fruchtig, Orangenzesten und danach folgen Ingwer und kräftigere Kräuternoten, ein Hauch Malz und milde Gewürze.
Abgang: Etwas alkoholisch, prickelnde Würze und Frucht. Grapefruit, leichten Eichenholzaromen, Kräutern und Ingwer.
Fazit: Jung und komplex, seltenere Kräuternoten, welche nur schwer zu differenzieren sind. 84/100 (2015). Ich danke Ursula Kierzek für das Foto.
Craigellachie 2007 - 2021, 13 Jahre, 46% alc. Abfüller: Mossburn. Ausbau: Oloroso-Sherryfässer Batch 12.1207.28
Nase: Birne, Johannisbeeren und ein wenig Apfel, auch ein paar Erdbeeren kann ich finden. Dazu recht kräftige Orangenmarmelade. Insgesamt wirken die Fruchtaromen aber eher frisch. Im Hintergrund halten sich Agavensirup und Litschis.
Gaumen: Intensiver und deutlich mehr Eiche als in der Nase, aber auch angenehm fruchtig. Orangenmarmelade, Aprikosen, Dosenmandarinen, Litschi und etwas Drachenfrucht. Dazu kommen Pfeffer, Ingwer und Mandeln, entfernt auch ein paar gesalzene Erdnüsse.
Abgang: Eher lang, ausgeglichen zwischen fruchtiger Süße und Eichenholz. Vor allem Grapefruit und bunter Pfeffer fallen mir auf.
Fazit: Echt schöner Craigellachie, komplexer als die Rahmendaten es vermuten ließen. 86/100 Punkte (2022)
Craigellachie 2008 - 2024, 16 Jahre, 58,7% alc. Murray McDavid Benchmark für das Brühler Whiskyhaus. Ausbau: Nachreifung im Oloroso-Sherryfass (welches vorher Rum beinhaltete).
Nase: Der Whisky startet mit einer schweren Süße, Rosinen, Rumkugeln kommen auf, dazu leichte Anklänge von Zimt und Koriander, die süßen Fruchtaromen überwiegen aber deutlich. Es kommen Datteln und Feigen, getrocknete Apfelringe und nach einiger Zeit Milchschokolade und Mokka.
Gaumen: Ähnelt dem Geruch, startet sehr süß mit Datteln, Demara-Rum, Kandis und getrockneten Aprikosen. Anschließend kommt eine Welle an Gewürzen, besonders Zimt, Piment und Pfeffer fallen mir auf. Frucht und Gewürze sind gewaltig, die leichte Schärfe ergänz die Süße.
Abgang: Eher lang und wärmend, Frucht und Gewürze, hier bekommt der Craigellachie aber einen leicht säuerlichen Einschlag von Orangen mit einem Spritzer Zitronensaft.
Fazit: So eine Fasskombination kann auch schnell schief gehen, die Nachreifung dominiert das Destillat auf jeden Fall und das Ergebnis kann sich sehen lassen. 87/100 Punkte (2024)