notesofmalt - whiskyblog
tastingsnotes

Glenallachie im Fokus

Die Brennerei Glenallachie (Markenname "The GlenAllachie") gehört zu den jüngeren Whiskybrennereien Schottlands und wurde erst im Jahr 1967 gegründet, im Jahr 1968 startete sie dann die Produktion. Auf das Wirtschaftswunder folgte bekanntlich die Überproduktion und damit die Whiskykrise der 1980er Jahre, in dessen Folge 1985 erst die Produktion eingestellt und die Brennerei dann zwei Jahre später in Gänze geschlossen wurde. Die Rettung kam 1989 durch Pernod Ricard (Campbell Distillers). 

2017 erwarb dann ein Konsortium rund um Billy Walker die Brennerei, 2019 eröffnete das Besucherzentrum. Insgesamt vier Brennblasen produzieren heute Single Malt. Nachdem sich nun einiges getan hat und immer wieder einige Single Casks auf den Markt kommen, wollte ich mich der Brennerei mal genauer widmen. Seit Dezember 2021 verkoste ich daher gezielt aktuelle Glenallachie und stelle sie euch hier einmal vor. 

Folgende Abfüllungen habe ich mir vorgenommen: 

  • Glenallachie 12 Jahre, 46%
  • Glenallachie 15 Jahre, 46% 
  • Glenallachie 11 Jahre, PX Sherry Wood Finish, 48% alc.
  • Glenallachie 12 Jahre, Spanish Virgin Oak, 48% alc
  • Glenallachie 2009 - 2021, Cuvée Cask Finish, 55,9% alc. Originalabfüllung
  • Glenallachie 2009 - 2021, 12 Jahre, Robust Dutch Winter, 56,6% alc.
  • Glenallachie 2010 - 2021, 10 Jahre, A Sensationell Dutch Summer. 60,9% alc.
  • Glenallachie 2011 - 2021, 10 Jahre, A Mellow Dutch Spring, 60,2% alc.
  • Glenallachie 2011 - 2021, 9 Jahre, For a Chilly Dutch Autumn, 63,5% alc.

Ein Fazit möchte ich schon an dieser Stelle schreiben. Mit dem 12-Jährigen und dem 15-Jährigen hat man aus meiner Sicht einen super Start um die Brennerei kennenzulernen, bei vielen Single Casks sollte man sich vorher eine Probe organisieren. Die verkosteten Beispiele zeigen deutliche Unterschiede im Reifegrad und wie weit der Alkohol ins Aromenprofil eingebunden ist. Mein persönlicher Sieger ist der 2009er Cuvée Cask Finish, Schlusslicht hingegen der Spanish Virgin Oak. Leider nicht mit dabei war eine klassische Bourbonfassreifung, setzt die Brennerei aktuell doch stark auf ein aktives Fassmanagement mit Nachreifungen. 

Tastingnotes

Hintergrundbild: Kirsch Import

Glenallachie 12 Jahre, 46% alc. Originalabfüllung (2020). Ausbau: Bourbonfässer (erstbefüllt) und Nachreifung in Sherryfässern (PX & Oloroso) sowie in neuen Eichenholzfässern

Nase: Süß und fruchtig wie ich ihn erwartet habe. Dabei gehen die Fruchtaromen insbesondere in Richtung Beeren. Brombeeren, schwarze Johannisbeeren, Weintrauben. Mit etwas Zeit an der Luft wird der Whisky trockener, auch die Früchte. Getrocknete Cranberries und Rosinen habe ich nun und in der Nase, dazu Gebäck und etwas unreife Banane, im Hintergrund zarter Milchkaffee.

Gaumen: Weiterhin süß und fruchtig, hier kommen nun aber mehr Gewürze in den Vordergrund, besondern Zimt und Gewürznelken fallen mir auf, zudem ein Hauch Muskat. Es folgen Mandeln, Marzipan und Zimt, getrocknete Pflaumen und Rosinen.

Abgang: Ziemlich lang und trocken, macht weiter wie bisher. Das Zimtaroma nimmt noch einmal zu.

Fazit: Schöne Linie mit Fokus auf einer ausgewogenen Mischung von Frucht und Würze, ohne jedoch einer der beiden Komponenten zu viel Raum zu überlassen. Für eine Standardabfüllung verdammt gute Qualität. 84/100 Punkte (2021)


Hintergrundbild: Kirsch Import

Glenallachie 15 Jahre, 46% alc. Originalabfüllung (ca. 2020). Ausbau: Bourbonfässer, Nachreifung in Sherryfässern (Oloroso und PX)

Nase: Eine überraschend dezente aber angenehm fruchtige Nase, zudem direkt eine leichte Würze. Der Whisky beginnt mit Pflaumenmus und verschiedensten Nüssen. Dazu kommen flambierte Banane und Brombeeren, etwas weiße Schokolade. Der Pflaumenmus ist mit ein wenig Zimt gewürzt, danach finde ich Zedernholz sowie bunten Pfeffer.

Gaumen: Cremig und fruchtig, wird schnell trockener. Getrocknete Früchte in Schokolade, Zimt und Tabak. Wieder einiges an Nüssen, die Gewürze nehmen nun stark zu. Der Zimt gewinnt an Schärfe, dazu etwas Pfeffer und einiges an prickelnder Eiche.

Abgang: Lang und trocken, hier gibt ganz klar das Eichenholz den Ton an. Kaffeeschokolade, Gewürznelken und Zimt, Pfeffer. Zudem plötzlich ein wenig Lavendel.

Fazit: Dieser Glenallachie beginnt in der Nase noch ein wenig zurückhaltend und verspielt, nimmt aber auf dem Gaumen deutlich an Fahrt auf. Für mich ein guter Whisky für kalte Winterabende. 84/100 Punkte (2021)


Hintergrundbild: Kirsch Import

Glenallachie 11 Jahre, PX Sherry Wood Finish, 48% alc. Originalabfüllung (2021). Ausbau: 9 Jahre in amerikanischer Weißeiche, anschließend Nachreifung in PX-Sherryfässern

Nase: Dicke Sherrysüße. Orangenmarmelade, brauner Zucker und Rosinen. Zudem einiges an Schokolade mit milden Karamellaromen und Zimt, ergänzend dazu frisch geknackte Walnüsse. Dieser Glenallachie duftet schon ein wenig weihnachtlich.

Gaumen: Anfangs etwas leichtes Mundgefühl, wird schnell besser. Die Süße hält weiterhin an, die Gewürze kommen deutlich stärker zum Vorschein. Weiterhin Rosinen, dazu aber auch Datteln sowie getrocknete Blutorangen. Daneben fahren die Gewürze auf, der Zimt kommt mit einer leichten Schärfe und wirkt ziemlich intensiv. Dazu kommen zudem noch einiges an Pfeffer und eine milde Spur Ingwer. Abgerundet wird der Glenallachie durch Milchschokolade und etwas Kaffee.

Abgang: Lang, mit Milchkaffee, Zimt und Nougat, etwas Pfeffer und getrockneten Orangen.

Fazit: Das was ein aktives PX-Fass, die Nachreifung hat richtig gut gewirkt. Kein wuchtiger Sherrymalt, dafür sehr harmonisch. Gewürze und Süße halten sich die Waage. 85/100 Punkte (2021)


Hintergrundbild: Kirsch Import

Glenallachie 12 Jahre, Spanish Virgin Oak, 48% alc. Originalabfüllung (2020). Ausbau: Bourbonfässer, anschließend Nachreifung für 18 Monate in unbenutzten spanischen Eichenholzfässern

Nase: Würzig, trocken und leicht scharf wirkt dieser Glenallachie zuerst einmal. Ingwersaft, Chili in Milchschokolade, weißer Pfeffer. Ziemlich verschlossenes Ding, erst mit ein wenig Zeit wird die Süße stärker. Frisch geschälte Mandarine trifft auf Kokosmilch und Mandeln.

Gaumen: Scharf und leider auch alkoholisch. Honig, Malz und gesalzene Nüsse, außerdem Orangen und Zimt, viel Pfeffer und Ingwer. Die Schärfe überwiegt deutlich.

Abgang: Lang und trocken, auch hier dominiert weiterhin die Schärfe. Dazu Kokos, Eiche, extrem viel Ingwer.

Fazit: Aus meiner Sicht ist dieser Glenallachie leider nicht nur „aromatisch scharf“, er wirkt stattdessen auch noch ziemlich unreif. Mit Wasser wird er zwar ein wenig harmonischer, jedoch kann die Brennerei das besser. 77/100 Punkte (2021).


Hintergrundbild: Kirsch Import

Glenallachie 2009 - 2021, Cuvée Cask Finish, 55,9% alc. Originalabfüllung. Ausbau: Amerikanische Weißeiche, Nachreifungen in Oloroso-Sherryfässern, Chinquapin Oak (gelbe Eiche) und Rotweinfässer (Tuscan)

Nase: Süß aber auch leicht herb, angenehme Fruchttöne. Wassermelone triff auf dunkle Schokolade und Akazienhoning. Dazu finde ich geröstete Mandeln und Karamell, auch der Rotwein scheint mit einer leichten Traubensüße durch. Im Hintergrund schwingen Eichenholz und Chili mit, vielleicht auch ein wenig Ingwer. Der Alkohol ist gut eingebunden.

Gaumen: Süß und viel Schokolade. Ich schmecke Mandeln und Nougat, Kaffee und eine Spur Zimt. Dazwischen finden sich getrocknete Aprikosen, Johannisbeeren und Orangenabrieb.

Abgang: Sehr lang und trocken, Feigen und Sultaninen, kräftige Eichenholztannine prickeln noch lange, gemeinsam mit Chili-Schokolade.

Fazit: Nase und Abgang sind Spitze, auf dem Gaumen hätte dieser Glenallachie gerne komplexer sein dürfen. Aber für das Alter und die verschiedenen Fassarten ist dieses Cuvée gut wirklich gelungen. 86/100 Punkte (2021)


Hintergrundbild: DrankDozijn

Glenallachie 2009 - 2021, 12 Jahre, Four Seasons - Robust Dutch Winter, 56,6% alc. Abfüller: Originalabfüllung für DrankDozijn. Ausbau: Barrique-Weinfass (Rioja) Nummer 3831

Nase: Fruchtig, aber nicht überlagert, anfangs fast schon dezent. Daneben einiges an Holzwürze. Ich finde Mirabellen, Aprikosen und Weintrauben, angenehm reife Pfirsicharomen und Zedernholz. Im Hintergrund ein wenig Kokos und Bienenwachs. Die Gewürze sind gut in die Fruchtaromen eingebunden, eine ordentliche Portion frischer Ingwer trifft auf grünen Pfeffer.

Gaumen: Anfangs sehr süß. Ahornsirup und Aprikosenkonzentrat, Pfirsich- und Traubensaft, wirkt erstaunlich leicht. Erst mit ein wenig Zeit kommen die Gewürze zusammen mit dem Alkohol, wieder ordentlich Ingwer, ergänzt von einer wohligen Zimtnote.

Abgang: Mittellang bis lang, wärmend. Trockener als auf dem Gaumen, leicht metallisch, aber aromatisch setzt er seine Linie fort.

Fazit: In der Nase finde ich diesen Glenallachie noch etwas zurückhaltend, dafür kommt er auf dem Gaumen mit ordentlich Kraft daher. Der Alkohol ist erkennbar, ein paar Tropfen Wasser helfen aber ganz gut. 84/100 Punkte (2021)


Hintergrundbild: DrankDozijn

Glenallachie 2010 - 2021, 10 Jahre, A Sensationell Dutch Summer. 60,9% alc. Originalabfüllung für DrankDozijn. Ausbau: Nappa Valley Red Wine Barrique, Fass Nr. 4636

Nase: Hat sich die Nase erst einmal an den recht starken Alkohol gewöhnt zeigen sich wunderbare Fruchtaromen. Saftige Aprikosen, Honigmelone und Bergpfirsich, aber auch ein wenig Karamell und Toffee. Ich finde knackige Sommeräpfel und Nektarinen neben angenehmen Gewürzaromen, darunter Zimt und Gewürznelken.

Gaumen: Tief fruchtig und ziemlich süß. Auch hier dominiert aus meiner Sicht Aprikose, dazu gezuckerte Grapefruit und Honig, etwas Ahornsirup und Feigen. Die Gewürze der Nase setzen sich fort, die Zimtnote nimmt zu.

Abgang: Sehr lang und ausgewogen zwischen der Süße und Gewürzen, welche sich nun zum Abgang hin immer stärker durchsetzen. Zum Ende hin überrascht der Glenallachie noch einmal mit bitteren Aromen von Mokka und Radicchio.

Fazit: Die Leute wollen ja dunkle Glenallachie, hier haben wir mal einen etwas helleren. Aromatisch ein echt schöner Whisky, dessen Nachreifung nicht völlig überfrachtet. Der gefällt mir recht gut. 85/100 Punkte (2022)


Hintergrundbild: DrankDozijn

Glenallachie 2011 - 2021, 10 Jahre, A Mellow Dutch Spring, 60,2% alc. Originalabfüllung für DrankDozijn. Ausbau. Moscatel Barrique, Fass Nr. 7851

Nase: Kräftig und auch dieser Glenallachie braucht erst einmal Zeit um sich an das Glas zu gewöhnen. Ich finde erst einmal Malz und trockenes Getreide, dazu Weintrauben und Ananas, Mango. Diese Fruchtaromen sind schwer zu differenzieren, wenden wir uns also mal dem Rest zu. Karamell und Eichenholz, außerdem minimal Ingwer, Wasabi.

Abgang: Mittellang bis lang, Sultaninen, getrocknete Aprikosen und Walnüsse, wird dann ziemlich trocken. Ingwer finde ich noch, Eichenholz.

Fazit: In der Nase erst ein wenig alkoholisch und verschlossen, auch auf dem Gaumen eine gewisse Schärfe. Aromatisch eigentlich ganz spannend, aber nicht ganz rund. Auf jeden Fall eine schöne Erfahrung. 82/100 Punkte (2022)


Hintergrundbild: DrankDozijn

Glenallachie 2011 - 2021, 9 Jahre, For a Chilly Dutch Autumn, 63,5% alc. Abfüller: Originalabfüllung für DrankDozijn. Ausbau: Pinot Noir Barrique Fass Nr. 5319

Nase: Nach ein wenig Ruhezeit im Glas rieche ich erst einmal einiges an Malz. Ich finde dunkles Brot und Walnüsse, zudem eine Mischung aus getrockneten Beeren und Aprikosen. Dahinter zudem etwas Dosenpfirsich und Senfkörner. Eine angenehme Süße binden diese Aromen harmonisch ein.

Gaumen: Starker Antritt, süß und zugleich malzig/würzig, ziemlich trocken. Neben den getrockneten Früchten schmecke ich Walnüsse und gebrannte Mandeln, etwas Kaffee und Senf, Maronen und dunkle Schokolade. Es schwingt zudem eine leichte Schärfe mit.

Abgang: Mittellang bis lang, trocken und scharf. Bittere Kakaoaromen belegen die Zunge.

Fazit: Spannende Aromen eines guten Glenallachie. Im Abgang kommt der Alkohol etwas durch, ein paar Tropfen Wasser schaden dem Whisky nicht. 84/100 Punkte (2022)


 
 
 
 
E-Mail
Instagram