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Single Grain im Test

Ein hohes Alter beim Single Malt spiegelt sich immer stärker im Preis wieder, vermehrt rückt bei einigen Liebhaber*innen daher Single Grain Whisky in den Vordergrund. Ein vermeintlich günstiges Massenprodukt, dessen Unterschied zum Malt Whisky drin besteht, dass hier nicht nur Gerste sondern auch anderes Getreide verwendet wird. Außerdem wird Grain nicht in der klassischen Kupferbrennblase sondern im permanenten Säulenbrennverfahren hergestellt, welches eine deutlich höhere Kapazität ermöglicht. Wie Malt-Whisky muss auch Grain mindestens drei Jahre in Eichenholzfässern liegen, bevor er sich Whisky nennen darf. Er wird überwiegend für die Produktion von Blended Whisky verwendet. Mittlerweile bringen immer mehr unabhängige Abfüller Single Grain Whisky als Alternative zum Single Malt auf den Markt. Daher wurde es mal wieder Zeit, gezielt Single Grain zu verkosten. 

Folgende Abfüllungen habe ich mir im vorgenommen: 

  • Borders - While We Wait, 2nd Release, 51,7%. R&B Distillers 
  • Carsebridge 1981, 30 Jahre, 59,1%. Hunter Hamilton 
  • Invergordon 2009 - 2020, 11 Jahre, 57,9%. Whisky Chambers 
  • North British 2007 - 2021, 13 Jahre, 54,5%. Duncan Taylor 
  • Port Dundas 24 Jahre, 41%. Vom Fass
  • Port Dundas 1976 - 2014, 36 Jahre, 59,4%. Hunter Laing 
  • Port Dundas 2006 - 2021, 50,2%. TnT 


Tastingnotes

Hintergrundbild: whic.de

Borders - While We Wait, Single Grain, 2nd Relase, 2017 abgefüllt. 51,7% alc. Abfüller: R&B Distillers. Ausbau: Bourbonfässer, Nachreifung in Oloroso-Sherryfässern

Nase: Getreide und Frucht, abgemähtes Weizenfeld. Etwas Apfel und getrocknete Aprikosen, Dinkelkekse, Cranberrys. Dazu eine deutliche Süße, vielleicht Ahornsirup, etwas Eichenholz und Menthol runden ab.

Gaumen: Vanille und Ahornsirup, Honig, einiges an Getreide, etwas Holzleim. Außerdem finde ich Stachelbeeren, Orangenmarmelade und einen leichtes Aroma von Grapefruit, ein paar Himbeeren sind auch dabei.

Abgang: Kurz und süß, die etwas bitteren Zitrusfrüchte des Gaumens weichen nun klaren Honigaromen, dazu eine leicht herbe Kräuternote und etwas Muskat.

Fazit: Sauberer Single Grin mit einer wunderbaren Nase, leider ohne weitere Angaben. Ich tippe mal auf einen Invergordon. 81/100 Punkte (2022)


Carsebridge 1981, 30 Jahre, 59,1% alc. Abfüller: Hunter Hamilton (Serie „The Clan Denny“). Ausbau: Refill Hogshead Nr 7780

Nase: Bastelkleber und Holzleim fallen mir zuerst auf, richtig dicker Klebstoff. Dahinter einiges an Vanille und Karamell, sehr viel Crema Catalana. Dazu gebrannte Mandeln, brauner Zucker und Eichenholz. Die Süße ist schon sehr stark, eine faszinierende Nase die an Bourbon erinnert.

Abgang: Mittellang bis lang, sehr viel Eiche und Vanille, Rosinen, Muskat und Zuckerguss.

Fazit: Ganz großer Single Grain Whisky. Diese Mischung aus extremer Süße und intensivem Eichenholz macht diesen Carsebridge zu einem komplexen Spitzenwhisky. 89/100 Punkte (2021) 


Hintergrundbild: Pinkernells Whisky Market Salzburg

Invergordon 2009 - 2020, 11 Jahre, 57,9% alc. Single Grain. Abfüller: The Whisky Chamber. Ausbau: Amarone Barrique Nachreifung, Fass 305947

Nase: Eichenholz und Räucherofen neben frisch karamellisierter Creme Brûlée. Danach kommen die Aromen des Fasses stärker hervor, leicht mit Zimt gewürzter Pflaumenmus und gekochte Himbeeren, Rosinen und Datteln. Eine ziemliche süße Angelegenheit, diese ganz leichte Rauchnote ergänzt prima.

Gaumen: Süß, richtig süß. Rosinen, Datteln und Feigen, getrocknete Pflaumen und Mandeln. Dazu einiges an Zuckersirup. Hat sich der Gaumen an die geballte Süße gewöhnt kommt der Holzrauch wieder. Außerdem leicht bittere Eichenholztanine.

Abgang: Mittlang und wirkt trockener als auf dem Gaumen. Süß und würzig, die Trockenfrüchte treffen auf Zimt, Muskat und Gewürznelken.

Fazit: Geniales Fass für Süßschnäbel und vollkommen anders als die mir sonst bekannten Invergordon. 86/100 Punkte (2022). 


Hintergrundbild: Kirsch Import

North British 2007 - 2021, 13 Jahre, 54,5% alc. Abfüller. Duncan Taylor (Octave Small Batch) für Kirsch Import. Ausbau: Sherry Octave Finish Fassnummern 5931503 + 513 + 523

Nase: Früchtemüsli kommt mir in den Sinn. Der Alkohol braucht ein bisschen Zeit um sich abzureagieren, danach wird das Getreide klarer. Dunkles Brot, Roggenschrot, Dinkelkekse. Zudem getrocknete Cranberries und Vanille, etwas grüne Paprika und helle Weintrauben.

Gaumen: Süß und viel Getreide, setzt den ersten Antritt der Nase fort, wird aber deutlich fruchtiger und wird zum Ende hin sehr trocken. Wieder Früchtemüsli, dazu Kirschkuchen, etwas Kakao, Beeren und einiges an Eichenholz, Ingwer und Zimt, außerdem eine Portion grüner Pfeffer.

Abgang: Mittellang bis lang, trocken und leicht scharf. Schokolade mit Salz und Chili, trockenes Eichenholz.

Fazit: Für einen Single Grain aus meiner Sicht zu jung, aber die kleinen Octavefässer konnten das wunderbar ausgleichen und haben in relativ kurzer Zeit einiges an Aromen mit sich bringen können. Dieser Whisky braucht Zeit im Glas, der Sauerstoff bringt dann wunderbar süße Aromen und viel Getreide hervor. Gut gemacht. 85/100 Punkte (2021) 


Port Dundas 24 Jahre, abgefüllt 2015, 41% alc. Abfüller: Vom Fass. Ausbau: unbekannt

Nase: Eine Mischung aus leichtem Honig und Fruchtkaugummi steigt mir entgegen, dazu ein sehr deutliches Vanillearoma sowie Kokosmilch. Süß und mild ist dieser Port Dundas, Vanillezucker, Bienenwachs, unreife Aprikose, ein Hauch Birne.

Gaumen: Sehr mild, leicht süß und fruchtig. Vanillegebäck, Orangensaft, Butterkekse und kandierter Ingwer, etwas Kardamom und ein zarter Hauch Pfeffer.

Abgang: Eher kurz und sehr weich, aromatisch wie auf dem Gaumen.

Fazit: Das Bourbonfass kann sich zwar nicht verstecken, dennoch hätte ich diesen Port Dundas deutlich jünger eingeschätzt. Ein sehr weicher und milder Vertreter der Brennerei. 83/100 Punkte (2021)


Hintergrundbild: Hunter Laing

Port Dundas 1976 - 2014, 36 Jahre, 59,4% alc. Abfüller: Hunter Laing (The Sovereign). Ausbau: Refill Hogshead Nr. 10877

Nase: Floral und fruchtig, einiges an Gräsern und Heu. Dazu frisch gesägtes Eichenholz und Kiefernspäne, frische Birnen und Sommeräpfel. Im Hintergrund ein wenig Marzipan und Karamell. Er wird dann ein wenig würziger, auch das Getreide wird intensiver.

Gaumen: Sehr süß, gezuckerter Milchkaffee, Ahornsirup, Birnendrops und einiges an Fudge. Dazu Erdnüsse und Nougat, würzige Eiche ohne Bitterkeit.

Abgang: Sehr lang und süß. Gezuckertes Popcorn, Milchkaffee, geröstete Erdnüsse.

Fazit: 36 Jahre im Fass und aus meiner Sicht hätten es ruhig noch ein paar mehr sein dürfen, zumindest ist vom Alter noch nicht so viel zu spüren. Immerhin bekommt man hier aber einen sehr süßen Port Dundas mit einem ersten Einschlag Eichenholz, welches das Aromenprofil super ergänzt und den Genießer zugleich nicht überfordert. 87/100 Punkte (2021)


Port Dundas 2006 - 2021, 15 Jahre, Single Grain. 50,2% alc. Abfüller: TnT-Casks. Ausbau: Sherryfass (Refill Sherry Butt) Nr: TNT314748

Nase: Fruchtig und süß. Früchtemüsli, Kokosflocken und Birne, zudem ein paar Weintrauben, ein Hauch Papaya. Dahinter finde ich zudem Mandeln, Karamell und Marzipan neben einer leichten Ingwerschärfe und Pfeffer.

Gaumen: Fruchtig aber weniger reif und leicht zurückhaltend. Etwas harte Birne, getrocknete Aprikosen, Pfirsich, Mandeln und Erdnüsse, Karamell. Dann Marzipan und Schokolade, zum Ende hin schwarzer Pfeffer und Muskat.

Abgang: Lang und trocken, neben einer fruchtigeren Komponente auch Senf sowie kandierter Ingwer mit einer längeren Schärfe, Milchkaffee.

Fazit: Die Nase lässt einen fruchtig süffigen Whisky erwarten, dieser Port Dundas geht dann auf dem Gaumen aber einen etwas anderen Weg. Spannende Wendung, wenn auch nicht ganz leicht. 84/100. Punkte (2022) 


 
 
 
 
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