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Caperdonich (ehm. Glen Grant 2) 

Glen Grant 2 - so wurde die Brennerei Caperdonich damals gegründet. In den ersten Jahren verband die beiden Brennereien sogar eine Pipeline. 1902 wurde das Schmuckstück jedoch wieder geschlossen und erst über 60 Jahre später als Teil der Glenlivet Distilleries unter dem Namen Caperdonich wiedereröffnet. 2001 landete die Brennerei bei Pernod Ricard und wurde 2002 wieder stillgelegt, leider nicht vorübergehend, denn 2010 erfolgte der Abriss. Zwei der ehemals vier Brennblasen sind heute in der belgischen „The Owl Distillery“ im Einsatz, die beiden anderen verrichten ihre Arbeit seit 2021 in der schottischen Falkirk Distillery (Lowlands). Auf einem Teil des ehemaligen Caperdonich-Geländes arbeitet heute das Unternehmen Forsyths, welches Brennblasen herstellt. Das Titelbild stammt von Lars Pechmann. 


Caperdonich 18 Jahre, Peated Small Batch Release, 48% alc. Originalabfüllung (Batch 005). Ausbau: American Oak Barrels

Hintergrundbild: Kirsch Import

Nase: Torfrauch und Lagerfeuer, klar und deutlich, gleichzeitig aber auch cremig und sanft wirkend. Daneben einige Fruchtaromen, Äpfel, Aprikosen, Birnen und Stachelbeeren, dazu eine recht ordentliche Portion Milchschokolade. Der Rauch ist trocken und erinnert an ein Lagerfeuer, zwischendurch kommt mal ganz kurz die Idee eines Holzkohlengrills auf.

Gaumen: Torf und Apfelmus, einiges an Geräuchertem. Dazu gebrannte Mandeln, gehackte Walnüsse sowie Pfeffer und Ingwer. Auch die Stachelbeeren kommen wieder durch, dazu rote Johannisbeeren und ein Spritzer Limettensaft, frische Orangen. Irgendwie erinnert der Caperdonich an die ein oder andere Islay-Brennerei, auch wenn ihm nichts maritimes anhaftet.

Abgang: Lang, hier übernimmt nun der Torfrauch komplett die Führung. Asche, Glut, Holzkohle, etwas Salz und Pfeffer.

Fazit: Ungetorfte Caperdonich finde ich ja schon oft sehr toll und auch die rauchigen Varianten können richtig großes Kino sein. Eine überzeugende Komposition. 87/100 Punkte (2022)


Caperdonich 1994 - 2015, 21 Jahre, 57,6% alc. Abfüller. Jack Wiebers (Auld Distillers Collection). Ausbau: Bourbonfass

Hintergrundbild Whiskybase

Nase: Sehr viele tropische Früchte. Honigmelone und Ananas, etwas Papaya und ein wenig unreife Mango, dazu folgen direkt ziemlich viele Gewürze. Darunter Ingwer und Zimt, etwas Muskat, bunter Pfeffer und Jalapenos. Zudem taucht eine Mischung aus Pfefferminztee, Holzrauch und Zitronensaft auf, was zusammen sehr angenehm wirkt.

Gaumen: Ähnelt der Nase, dazu kommt aber ein etwas kreideartiges Mundgefühl und einiges an Bienenwachs. Schwarzer Tee, Mate, Limetten und tropische Früchte, leicht verbranntes Karamell und Soja-Sauce. Die Gewürze sind viel dezenter als in der Nase, nur etwas Pfeffer, Muskat und eine ganz leichte Ingwerschärfe kann ich finden.

Abgang: Lang und trocken, ziemlich scharf. Einiges an Eichenholz, Malz und Pfeffer, die Früchte sind nur noch in Form von reifen Äpfeln und etwas Mango zu finden. Außerdem wieder ein wenig Schwarztee.

Fazit: Spannender Caperdonich, komplex und mit einem sehr spannenden Aromenprofil. Der Alkohol hätte besser eingebunden sein können. 85/100 Punkte (2021) 


Caperdonich 1994 - 2016, 21 Jahre, 59,6% alc. Abfüller: Edition Spirits (Leo Tolstoy - Series No8). Ausbau: Keine Angabe

Hintergrundbild Whiskybase

Nase: Der Caperdonich startet mit einer angenehmen Süße, Traubenzucker, Weintrauben, Mirabellen und frisch aufgeschnittene Aprikosen. Dazu kommen Sonnenblumen und Wiesenheu, etwas Ahornsirup und Malz. Im Hintergrund finden sich zarte Gewürznoten.

Gaumen: Süß und würzig, dazu ordentlich viel Eichenholz. Aprikosen, Apfelkompott, Trauben, Zuckerwatte und ein paar Senfkörner, schwarzer Pfeffer.

Abgang: Sehr lang, führt seine Linie klar durch, keine Abweichungen. Nur der Alkohol schimmert im Abgang nun etwas stärker durch.

Fazit: Einer herrlicher Caperdonich ohne jeden Fehler. 88/100 Punkte (2024)


Caperdonich 1999 - 2013, 46% alc. Abfüller: Gordon & MacPhail. Ausbau: Sherryfässer (Refill)

Hintergrundbild: Gordon & MacPhail

Nase: Harmonisch und eng verwoben. Sommerwiese mit viel Löwenzahn und dazu sehr viele Fruchtaromen. Äpfel fallen mir auf, aber auch Birne und sehr saftige Honigmelone, verschiedene Zitrusfrüchte und ein Hauch Dosenananas. Dazu mischen sich ziemlich milde Gewürze. Etwas Anis und Fenchel, eine leichte Spur Zimt, zudem Kakao.

Gaumen: Süß und fruchtig, etwas prickelndes Mundgefühl. Zu den Fruchtaromen der Nase kommen unreife Banane und etwas Eukalyptus, Kirschmarmelade auf dunklem Toast. Der Fenchel ist zurück, zudem verschiedene Küchenkräuter. Auch der Kakao ist wieder da.

Abgang: Kurz bis mittellang, etwas Pfirsich und Orange, Milchschokolade mit Ingwer und mildem Kaffee.

Fazit: Nicht ganz einfach, aber mit ein wenig Zeit und Übung erschließt sich hier dem Genießer insbesondere auf dem Gaumen ein sehr komplexer Caperdonich. Gefällt mir persönlich wirklich gut. 85/100 Punkte (2021) 


Caperdonich 2000 - 2020, 20 Jahre, 53,8% alc. Signatory Vintage für Kirsch Import. Ausbau: Hogshead Nr. 29494

Hintergrundbild: Kirsch Import

Nase: Es riecht erst einmal wie in einer Bonbon-Manufaktur, zuckersüß und fruchtig. Gekochte Erdbeeren, Honigmelone, Zitronensirup, Süßkirsche und Zuckeraprikosen. Das klingt überfrachtet, ist aber gut miteinander verwoben. Der Caperdonich beruhigt sich und es kommen leichte Mandel- und Honigaromen auf, dazu ein Hauch von Mango und Dosenmandarinen.

Gaumen: Fruchtig, malzig, intensiv. Die Fruchtaromen der Gaumens finden sich wieder, ergänzt von Bananen und Kokosmilch. Dazu finde ich Walnüsse, Mandeln und Karamell, einiges an Eiche und Zedernholz. Abgerundet wird der Geschmack durch verschiedene Gewürze, darunter Ingwer und Pfeffer.

Abgang: Lang, führt die bisherigen Eindrücke fort. Fruchtig, würzig und viel Eiche, die überhaupt nicht bitter wirkt.

Fazit: 20 Jahre Reifung in einem ehrlichen Bourbon-Hogshead, welches wunderbar fruchtig/süße Aromen entwickelte und zeitgleich viel Eichenholz mit sich bringt. Richtig gute Abfüllung. 88/100 Punkte (2022).

 
 
 
 
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