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Fassmeister - Nachreifungen aus Deutschland

Seit 2021 geht der Importeur Whiskymax auch unter die Hersteller - aber vollkommen anders als andere unabhängige Importeure. Hier wird der Whisky nämlich in Deutschland noch einmal in ausgewählten Fässern nachgereift - was nach den Regeln für Scotch Whisky natürlich nicht sein darf, weshalb die Abfüllungen auch keinen Bezug zu schottischem Whisky haben. Auch die Ausgangsbrennerei wird daher nicht angegeben, zu schnell könnte es ansonsten zu einer rechtlichen Auseinandersetzung kommen, die Interessenvertretungen der Industrie wissen ihren Whisky ja zu schützen. Somit haben nun alle aktuellen Abfüllungen vom Fassmeister keinen Bezug zum Ursprung, nur ein Bourbon darf sich auch Kentucky Bourbon nennen. Kaufentscheidend können also keine Hypes sein, keine besondere Brennerei - allein der Geschmack muss überzeugen. Und das wiederum macht die Abfüllungen so spannend. Hier teste ich nun eine kleine Auswahl: 

Kentucky Bourbon PX, 53,7% alc. Abfüller: Fassmeister Edition (2022). Ausbau: Nachreifung im PX-Sherryfass

Hintergrundbild Fassmeister Edition

Nase: Klassische Bourbonnoten von Vanille, Karamell und Backgewürzen, dazu aber auch kandierte Äpfel und reife Pflaumen. Eine Mischung aus Cocktailkirschen und Zimt kommt mir in den Sinn, dazu angenehme Eichenholzaromen. Nur einen Moment wirkt das Holz etwas schmutzig, ich rieche Bahnschwellen, sofort kommen aber die zuckersüßen Aromen wieder in den Vordergrund.

Gaumen: Sehr intensiv, hier hat die Nachreifung in einem kleinen PX-Fass wahnsinnig viel Eiche mitgebracht. Zimt, Eiche pur, Sägespäne, Holzleim. Dazu Sultaninen und Cranberries, im Hintergrund sind in Rum eingelegte Rosinen. Die Intensität nimmt noch einmal zu, neben der Süße kommt eine schärfere Gewürzkomponente dazu. Pfeffer, Chili, Muskat und geröstete Mandeln.

Abgang: Sehr lang und trocken. Die Betonung des Abgangs liegt auf Eichenholz sowie Zimt.

Fazit: Für die Eichenliebhaber ein Genuss. Definitiv kein einfach zu trinkender Bourbon, soll er aber auch gar nicht sein. Dafür bekommt man hier viel Eiche und insbesondere auf dem Gaumen ein wirklich komplexen Whiskey. 85/100 Punkte (2022)


Smoky Breeze Volume 1, Single Malt, 51,5% alc. Abfüller: Fassmeister Edition. Ausbau: Nachreifung in Oloroso sowie PX Sherryfässern, zudem Nachreifung im Portweinfass.

Hintergrundbild Fassmeister Edition

Nase: Teer und geräucherter Aal, dazu frisch gebratener Schinken und etwas Speck. Der Whisky erinnert ein wenig an Ölzeug, aber auch eine leichte medizinische Komponente kann ich finden. Hat sich die Nase an den Rauch gewöhnt, finde ich Weingummi und einen Spritzer Zitronensirup, im Hintergrund weilt ein wenig Fudge. Kurz darauf kämpfen sich Jod und Desinfektionsmittel nach vorne.

Gaumen: Schwer und rauchig, dazu einiges an Jod und Weintrauben. Die Nachreifungen haben viel Eichenholz abgegeben, welches bitter daher kommt. Teer, Asche, Algen und Mandelsplitter. Auch kommt mir englische Orangenmarmelade und Grapefruit in den Sinn. Eine leicht prickelnde Würze erinnert an Muskat und Gewürznelken.

Abgang: Lang anhaltend mit heißem Asphalt, Jod und Asche. Die Eiche prickelt noch mit etwas Muskat und Zimt, dazu finde ich Zabaione und Aprikosenkerne.

Fazit: Geschmacklich würde ich wohl auf La****g tippen, die Nachreifungen haben einiges an Holz und Süße beigetragen. Die Bitterkeit am Gaumen war mir definitiv ein Ticken zu stark. 81/100 Punkte (2022).


Smoky Breeze Volume 2, 12 Jahre, Single Malt, 49,9% alc. Abfüller: Fassmeister (Whiskymax). Ausbau: Nachreifungen in folgenden Fässern: Moscatel, Refill-Amrarone, Refill-Sherry

Hintergrundbild Fassmeister Edition

Nase: Warmer Rauch mit fruchtigen Untertönen. Ich finde Holzkohle und Mirabellen, etwas Süßkirsche und folgend doch recht klar maritime Aromen - kommt der Whisky ursprünglich von einer schottischen Insel? Ich rieche Meersalz und Bacon, entfernt Strandgut und etwas Pfeffer. Insgesamt nimmt die Würze des Single Malt mit der Zeit zu, der Rauch bekommt eine leichte Schärfe.

Gaumen: Aromatisch, viel Torfrauch und eine ordentliche Portion Eichenholz. Weintraubenkerne, Asche und getoastete Hölzer, außerdem Walnussschalen, Kardamom und Muskat. Ich finde zudem Karamell und eine kräftige Pfeffersauce.

Abgang: Mittellang, würzig und mit viel Rauch und Eichenholz. Ziemlich prägnante Schärfe mit viel Pfeffer und ein wenig frischem Ingwer, angenehme Bitterkeit.

Fazit: Das Holz hat viel Würze einfließen lassen, die Eiche kommt ausdrucksstark daher. Kein Sommerwhisky, eher ein wärmender dram für kalte Nächte. 83/100 Punkte (2022)


Gesamtfazit: Die Nachreifungen bringen einiges an Aromen mit sich, vor allem viel Holz in wenig Zeit. Kleine Fässer, viel Kontakt zur Eiche - viele Tannine. Alle drei Abfüllungen sind guter Whisk(e)y, wobei mir der Bourbon tatsächlich besonders gefallen hat. 



 
 
 
 
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