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Aberlour im Fokus 

Eine Brennerei mit dem Namen Aberlour soll schon 1826 durch James Gordon und Peter Weir in der Illegalität gegründet worden sein, die frühere Brennerei brannte komplett aus.

Foto: Pernod Ricard Deutschland

Die heutige Brennerei Aberlour wurde 1879 an anderer Stelle von James Flemming aufgebaut, welcher vorher erste Whiskyerfahrungen mit Dailuaine machte. Er baute eine Zweigstelle der North of Scotland Bank auf und  hatte mehrere öffentliche Ämter inne. Ab 1880 wurde bei Aberlour Whisky produziert, doch auch diese Brennerei bliebe nicht vom Unheil verschont, eine Explosion in der Mühle sorgte 1898 abermals für ein Feuer, der Großteil des gelagerten Whiskys sowie der Gebäude wurden zerstört. Aber auch nach dem zweiten Feuer gab man nicht auf und sorgte zügig für den Wiederaufbau. Kriegsbedingt ruhte die Produktion zwischen 1917 und 1919, von weiteren Schicksalsschlägen blieb Aberlour dann aber verschont. In den Folgejahren wechselten immer wieder die Besitzer, seit 1974 gehört die Brennerei zu Pernod Ricard und brennt seit 1973 mit insgesamt vier Brennblasen feinsten Single Malt. Ihr Wasser bezieht die Brennerei dabei aus dem Ben Rinnes.

Aberlour verfügt über ein Besucherzentrum und kann besichtigt werden. 

Für meinen Schwerpunkt habe ich mir folgendes aus der Brennerei vorgenommen:

  • Aberlour New Make, 63,2% - Keine Punkte 
  • Aberlour A' Bunadh Batch 60 - 88 Punkte 
  • Aberlour A' Bunadh Batch 71 - 86 Punkte
  • Aberlour 12 Jahre Pure Malt, 43%, abgefüllt in den 1970er Jahren - 85 Punkte
  • Aberlour 12 Jahre Double Cask, 40%, abgefüllt 2021 - 84 Punkte
  • Aberlour 14 Jahre Double Cask, 40%, abgefüllt 2021 - 80 Punkte 
  • Aberlour 16 Jahre, Double Cask, 43%, abgefüllt 2017 - 85 Punkte 
  • Aberlour 18 Jahre, 43%, abgefüllt 2021- 87 Punkte
  • Aberlour 1993, 12 Jahre, Warehouse No. 1 Handfilled, 59,1%  - 86 Punkte 
  • Aberlour 1994 - 2011, 16 Jahre, Whisky Import Belux. 46% - 83 Punkte 
  • Aberlour 2000 - 2017, 17 Jahre, Cadenhead's. 53,8% - 81 Punkte


Tastingnotes -  New Make, aktuelle Core Range und ältere Originale 

Hintergrundbild: Pernod Ricard Deutschland

Aberlour New Make Spirit, 63,2% alc. (bereits zur Fassbefüllung verdünnt). Ausbau: Keiner

Nase: Der New Make wirkt bereits erstaunlich reif. Wir haben hier immerhin hochprozentigen Alkohol und dafür ist er wahnsinnig cremig und gefällig. Neben seiner starken Fruchtigkeit mit reifen Aprikosen und Bergpfirsichen hält sich im Hintergrund etwas Malzbier.

Gaumen: Kräftig und hier dann auch mit der zu erwartenden alkoholischen Schärfe. Die Fruchtaromen dominieren immer noch, Dosenpfirsiche und Nektarinen neben trockenen Getreidenoten. Die Süße wird immer stärker.

Abgang: Mittellang und trocken, prickelnd, weiterhin angenehm fruchtig.

Fazit: Ein hochwertiges Destillat und auch ohne Fassreifung schon sehr gut genießbar, ein super Grundprodukt. Keine Punktebewertung, da noch kein Whisky.


Hintergrundbild: Whisky Erlebnis Oldenburg

Aberlour A’Bunadh Batch 60. 60,3% alc. Originalabfüllung. Ausbau: Sherryfässer (Oloroso)

Nase: Fudge, Orangenmarmelade und Rosinen, so zumindest der erste Eindruck. Cremig süß und angenehm würzig. Ich rieche Feigen, Schattenmorellen und Datteln, etwas Möbelpolitur und alten Dachboden im Hochsommer. Zudem ein wenig milder Kaffee neben Karamell. Ergänzt wird der erste Eindruck durch ganz zarte Röstaromen, Milchschokolade und minimal Pfeffer.

Gaumen: Frucht in dunkler Schokolade, insbesondere Kirschen und Orangen. Dazu schwarze Johannisbeeren, Rosinen und Schwarztee. Danach wird der Whisky etwas ruhiger, die Süße bleibt. Apfelkuchen mit Zimt und Kaffee, etwas Ingwer.

Abgang: Mittellang bis lang, süß und cremig, aber auch deutlich würziger als auf dem Gaumen. Zimt, Gewürznelken, Kirschmarmelade und Zedernholz.

Fazit: Einfach nur ein tolles Erlebnis. Dieser Aberlour in Fassstärke ist einfach wunderbar komplex, außerdem kann er trotz fehlender Altersangabe bereits eine gewisse Aromentiefe vorweisen, ein sehr schöner Single Malt. 88/100 Punkte (2022) 


Aberlour A’Bunadh Batch 71, 61,5% alc. Originalabfüllung (2021) Ausbau: Sherryfässer (Oloroso Sherry Butts).

Nase: Fruchtig mit Datteln in Schokolade, eigentlich hätte ich sogar mehr Frucht erwartet. Dieses Batch kommt vor allem mit Milchschokolade und Nougat daher, erst dahinter finde ich weitere Früchte. Neben getrockneten Aprikosen auch frische Sommeräpfel, Orangen und Zuckerrübe. Zudem schwingt ganz leicht etwas Eukalyptus mit.

Gaumen: Sehr süß und trocken, kraftvoll. Kirschen, Feigen und Orangenmarmelade. Dazu eine ordentliche Würze mit Eichenholz, Pfeffer, Muskat und Ingwer. Die Alkohol blitzt kurz mal etwas scharf auf, dies sei ihm aber bei 61,5% verziehen.

Abgang: Lang und nicht ganz so kräftig wie auf dem Gaumen, leicht cremig. Getrocknete Früchte in Schokolade und geröstete Nüsse, ein Hauch Milchkaffee.

Fazit: Jedes Batch ist ein klein wenig anders, trotzdem schafft es Aberlour hier über viele Jahre die Qualität zu halten. Das Batch 71 zeigt sich auf dem Gaumen sehr intensiv und kräftig, der Abgang ist gewohnt cremig. Schöne Abfüllung. 86/100 Punkte (2022)


Aberlour 12 Jahre, Pure Malt Scotch Whisky, 43% alc. Originalabfüllung (1970er/ frühe 1980er Jahre). Ausbau: keine Angabe

Nase: Intensive Sherryaromen. Ich finde (leicht unreife) Pflaumen und Rosinen, Kinderlakritz und Orangenschale, etwas Pfeifentabak. Zudem etwas Karamell, Milchschokolade, leichter Honig sowie im Hintergrund zarter Rauch und Sandelholz.

Gaumen: Recht intensiv für seinen Alkoholgehalt. Fruchtig mit Orangenmarmelade und Feigen, dazu Karamell und eine würzige Komponente. Ich schmecke Zimt und etwas schwarzen Pfeffer, Pfefferminzschokolade und frischen Kaffee, grüner Tee. Die Eiche bringt eine angenehm harmonische Bitterkeit mit sich.

Abgang: Ziemlich kurz, wieder der grüne Tee und ein wenig Schokolade mit Sultaninen.

Fazit: Eine herrliche Abfüllung mit tollen Sherryfässern. Harmonisch und aromatisch, nur der Abgang geriet etwas kurz und so ist der Whisky dann doch leider wieder zu schnell vergessen. 85/100 Punkte (2022)


Aberlour 12 Jahre, Double Cask Matured, 40% alc. Originalabfüllung (2021). Ausbau: Amerikanische Eichenholz- und Sherryfässer

Nase: Äpfel und Johannisbeeren treffen auf Nussschokolade, so der erste Eindruck. Dazu finde ich Mirabellen, Rohrzucker und etwas Malz, außerdem schwingt eine leichte Zigarrennote mit.

Gaumen: Weich und leicht. Milchcreme, Waldhonig, schwarze Johannisbeeren und Äpfel. Zudem schmecke ich eine Komposition aus Karamell, Milchschokolade und einen zarten Hauch Ingwer. Sehr gefällig.

Abgang: Mittellang, die Süße nimmt noch einmal zu und hält lange an. Dazu gebrannte Mandeln und getrocknete Früchte, ein paar Gewürze runden ab.

Fazit: Ein richtig schöner Einstieg in die Welt der Aberlour-Abfüllungen. Der Sherryeinfluss ist deutlich, aber nicht zu kräftig. Gerne hätte ich hier eine erhöhte Trinkstärke gesehen, aber es gibt ja auch die fassstarken Aberlour A’Bunadh. 84/100 Punkte (2022)


Aberlour 14 Jahre, Double Cask Matured, Batch 3, 40% alc. Originalabfüllung (2021). Ausbau: Bourbon- und Sherryfässer

Nase: Fruchtig, cremig, elegant. Gebäck mit süßer Orangenmarmelade, Lindenblütenhonig und Malz. Außerdem rieche ich ein wenig Karamell und im Hintergrund getrocknete Erdbeeren. Zudem ein Hauch von Gummibärchen und minimal Zimt. Insgesamt ein mild/süßer Eindruck.

Gaumen: Süß und ein recht dünnes Mundgefühl, um nicht wässrig zu sagen. Nach der Nase hatte ich hingegen eine gewisse Cremigkeit erwartet. Wieder die getrockneten Erdbeeren, dazu Johannisbeeren und Orangen, leichte Zimtwürze, Menthol und Muskat.

Abgang: Mittellang, fruchtig, Zedernholz, Eiche und Zimt. Das Holz bleibt dann noch etwas länger mit einer zarten Bitterkeit.

Fazit: Also den Mehrwert zum 12-Jährigen Double Cask kann ich leider nicht wirklich erkennen, im Gegenteil, auf dem Gaumen ist der hier verkostete 14-Jährige sogar schwächer und weniger aromatisch. Im Abgang versucht er noch mal die Kurve zu bekommen, die Nase hingegen ist schön fruchtig. 80/100 Punkte (2022).


Aberlour 16 Jahre, Double Cask Matured, 43% alc. Originalabfüllung (ca. 2017). Ausbau: Bourbon- und Sherryfässer

Nase: Die Betonung liegt hier auf den Sherryfässern. Neben Rosinen rieche ich dezentes Leder, mildes Eichenholz und verschiedene Nussaromen. Die süßen Früchte sind am besten mit überreifen Pflaumen, Bratäpfeln und verschiedenen Beeren zu beschreiben. Außerdem finde ich Früchtetee und Moos.

Gaumen: Fruchtig süß. Äpfel, Mandarinen und diesmal nicht ganz so überreife Pflaumen. Dazu etwa Hibiskus, schwarzer Tee mit Honig und rote Paprika, diese eher pflanzliche Komponente fügt sich sehr gut in die süßen Sherryaromen ein und ergänzt das Profil.

Abgang: Mittellang, leicht würzig mit Nussaromen und Eiche, Rosinen und weiteren getrockneten Früchten.

Fazit: Angenehmer Aberlour mit Fokus auf Sherryaromen und einer spannenden Aromenvielfalt. 85/100 Punkte (2022)


Aberlour 18 Jahre, 43% alc. Originalabfüllung (2021). Ausbau: überwiegend Sherryfässer

Nase: Pflaumen und überreife Aprikosen, Pfirsiche und Datteln. Alles zusammen in einem harmonischen Cocktail leicht süßer Fruchtaromen. Dazu kommen kandierte Orangen und Dosenmandarinen, ein leichtes Malzaroma, Milchschokolade und Nougat. Im Hintergrund schwingt ein Aroma von alten Eichenholzmöbeln und Bienenwachs mit.

Gaumen: Süß, leicht cremig, setzt den bisherigen Eindruck fort. Fruchtige Süße trifft auf älteres Eichenholz. Pfirsich, flambierte Aprikose, Orangenabrieb, Eiche und Bienenwachs. Außerdem etwas Marzipan, schwarzer Pfeffer und ein Hauch von Minzschokolade, aber wirklich nur minimal.

Abgang: Mittellang bis lang, angenehm trocken. Auch hier passt der Abgang ins Gesamtbild. Eichenholz, Orangen, Schokolade sowie ein zartes Aroma von Gewürznelken.

Fazit: Aberlour und Sherryfässer passen einfach wunderbar zusammen, insbesondere im höheren Alter. 87/100 Punkte (2022)


Hintergrundbild: Pernod Ricard Deutschland

Aberlour 1993 - 2005, 12 Jahre, Warehouse No. 1 Single Cask Selection, 59,1% alc. Originalabfüllung. Ausbau: Bourbonfass Nr. 1634 (First Fill)

Nase: Erstaunlich mild und ziemlich grasig. Ich rieche etwas Stroh neben frisch gemälzter Gerste, Vanille und Stachelbeeren. Ganz zarte Orangen, leicht mürbe Äpfel, Mandeln, grüne Bananenschale und Ahornsirup. Mit etwas Zeit kommen Mango, Papaya und Holzwürze auf, aber auch hier nur sehr dezent.

Gaumen: Süß und intensiv, im Gegensatz zur Nase richtig entfesselt. Äpfel, Mandarinen, Bananenbrei mit Honig und viel Zimt, Apfelmarmelade mit Vanille. Dazu einiges an Pfeffer, Muskat, Malz und etwas Menthol.

Abgang: Sehr lang und wärmend, die Süße bleibt recht kräftig und dazu kommen jede Menge Gewürze mit trockenen Nachklang. Zimt, Muskat und Eiche, etwas Orangenmarmelade und Birne.

Fazit: Schöner Aberlour aus dem Bourbonfass, obwohl er in der Nase schon noch arg verschlossen ist. Auf dem Gaumen hat er mir richtig Spaß bereitet. 86/100 Punkte (2022)


Unabhängige Abfüllungen 

Hintergrundbild: Pernod Ricard Deutschland

Aberlour 1994 - 2011, 16 Jahre, 46% alc. Abfüller: Mac Bolle’s (Whisky Import Belux). Ausbau: Bourbonfass Nr. 8825 (Hogshead)

Nase: Relativ würzig steigt dieser Aberlour ein. Vanille neben Gewürznelken und Pfeffer Getreidearomen und frischem Obst. Da haben wir leicht unreife Birne, etwas Pfirsich und knackige Äpfel. Auch ein wenig Roggenbrot, Lakritz und verschiedene Küchenkräuter kann ich finden.

Gaumen: Roggenbrot, Eiche und Vanille, auch die Fruchtaromen der Nase sind wieder zu finden. Dazu leichtes Karamell und Gräser, ein paar Nüsse mit Honig. Eine Spur Ingwer und Zimt, das war es dann aber auch schon.

Abgang: Mittellang mit Eiche, Pfeffer und Schwarztee, zudem ein Hauch Grapefruit.

Fazit: Klassisches Bourbonfass, etwas einfach aber klar strukturiert - ein guter Daily-Dram. 83/100 Punkte (2022)


Hintergrundbild: Cadenhead's Whisky Market Köln

Aberlour 2000 - 2017, 17 Jahre, 52,8% alc. Abfüller: Cadenhead (Authentic Collection). Ausbau: Bourbonfass (Hogshead)

Nase: Vanillepudding, Puddingschnecke und Toffee ist der erste Eindruck, es kommt aber recht schnell einiges an Würze auf. Eine Mischung aus Menthol, Moos, Pfeffer und Eichenholz kommt mir in den Sinn, auch etwas Salzlakritz. Dahinter dann Paprika und Salbei, schon sehr spannend.

Gaumen: Viel süßer als die Nase vermuten ließ. Karamellisierte Äpfel, Marshmallows, Minzschokolade und Zimt. Auch etwas Ahornsirup auf Apfelkuchen, mit viel Kandis gesüßter Tee. Viel weniger komplex als in der Nase, die Süße dominiert den Geschmack klar und deutlich.

Abgang: Lang und ziemlich trocken. Die Eiche ist da, daneben Karamell und Zuckerrübensirup, etwas Nougat neben Heu und Pfeffer.

Fazit: Also eine klare Linie hat dieser Aberlour nicht. Irgendwie konnte er sich wohl nicht entscheiden, was aus ihm mal werden soll. Die Nase noch herrlich komplex, am Gaumen einfach nur sehr süß und der Abgang passt dann auch wieder nicht so ganz ins Bild. Trotzdem ein guter Whisky. 81/100 Punkte (2022) 


 
 
 
 
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