Glenlivet - Old Minmore
Die Ursprünge von Glenlivet gehen auf die Upper Drummin Distillery zurück, hier betrieb Andrew Smith bereits ab ca. 1771 seine Farmbrennerei. George Smith brach als erster in der Region aus der Tradition der Schwarzbrenner aus und gründete 1824 Glenlivet, weiterhin als Teil der Farm. Mit diesem Schritt zur ersten legalen Brennerei zog er sich den Unmut der vielen anderen Schwarzbrenner der Gegend auf sich, zum Eigenschutz trug George Smith zwei Pistolen im Gürtel, so die überlieferte Anekdote. Der Name Glenlivet wurde für den Whisky schon früh genutzt. Später kam die Cairngorm-Delnabo Distillery dazu, beide Brennereien waren aber schnell zu klein und Upper Drummin durch ein Feuer stark beschädigt, daraufhin entstand 1858 die heutige Brennerei, früher noch als „Minmore Distillery“ bekannt. Im Jahr 1880 ging das Unternehmen den nächsten Schritt, wieder zum Unmut der anderen Brennereien, man ließ die Marke „The Glenlivet“ dann 1884 schützen und ging jede Menge Rechtstreitigkeiten mit anderen Whiskybrennern ein. Denn Glenlivet heißt einfach nichts anderes als „Tal des Livet“, in welchem sich immer mehr Kupferbrennblasen ansiedelten. Noch heute wird dieses Merkmal von vielen Marken als Zusatz zum Namen getragen, zum Beispiel von Tomintoul (Speyside, Glenlivet) oder Braeval (Braes of Glenlivet).
Heute ist Glenlivet im Portfolio bei Pernod Ricard und verkauft jährlich 6 Millionen Flaschen. Neben einer ordentlich ausgebauten Core Range erscheinen auch immer wieder limitierte Abfüllungen. Ich muss zudem positiv anmerken, dass Pernod Ricard weiterhin an den Abfüllungen mit Altersangabe festhält. Zwar gibt es auch so genannte NAS (No-Age-Statement), der Kern der Produkte unterscheidet sich jedoch weiterhin durch ihr Alter. Auch die Tour durch die Brennerei kann ich empfehlen, zumindest in der Hauptsaison bietet die Brennerei zur Umgehung der Sprachbarriere auch deutschsprachige Tourguides an.
Tastingnotes
Glenlivet Special Export Reserve, Unblended all malt, 43% alc. Originalabfüllung für Baretto Import (1960er Jahre). Ausbau: Keine Angabe
Nase: Fruchtig und rauchig zugleich, eine Mischung aus eingelegtem Obst, Kohlenstaub und Torfrauch. Dazu Streichhölzer, Maschinenöl und Kernzenwachs. Auch etwas Orangenmarmelade und Malzkaffee kann ich finden.
Gaumen: Würziger Tee fällt mir ein, Schwarztee mit Honig, sehr viel Pfeffer, etwas Muskat und eine gute Portion scharfer Zimt. Dazu eine herbe Apfelnote und einiges an bitterem Malz, Karamell und verbrannte Kräuter.
Abgang: Überraschend lang, nun ausgewogen zwischen Nase und Gaumen, die verbrannten Aromen weichen nun einem cremigen Torfrauch mit zarter Würze und leichter Bitterkeit.
Fazit: Dieser Stil erinnert herrlich an zwei direkt nebeneinander liegenden Brennereien in Sutherland. Wachsweich und trotzdem schwer, toller Whisky. 86/100 Punkte (2023)
Glenlivet Founders Reserve, 40% alc. Originalabfüllung. Ausbau: Bourbonfässer (First Fill)
Nase: Mild fruchtig und zugleich sehr süß. Birne und Ananas, Orangenmarmelade, Grapefruit und Dosenpfirsiche. Dazu ein sehr deutliches Vanillearoma und etwas Karamell, vielleicht Vanillefudge. Im Hintergrund hält sich mit Menthol und weißem Pfeffer ein frischer Eindruck.
Gaumen: Apfel, Malz und Honig, dazu wieder leichte Orangenmarmelade und sogar etwas Orangensaft. Etwas Milchschokolade und Pfirsicheistee und wieder eine zarte Spur Pfeffer. Der Alkohol lässt sich kurz mal blicken.
Abgang: Kurz und fruchtig, leicht cremig. Macht mit dem Aromen weiter wie bisher.
Fazit: Nicht sonderlich komplex aber ehrlich fruchtig und süß. Ein Whisky für laue Sommerabende oder gemeinsam für längere Tage unter Freunden. Tadellos harmonisch. 79/100 Punkte (2021)
Glenlivet 12 Jahre, 40% alc. Originalabfüllung (2021). Ausbau: Bourbon- und Sherryfässer
Nase: Sehr viel Frucht. Birnenkompott und getrocknete Apfelringe, Ananas und Honigmelone, zudem Malz und Knäckebrot. Dahinter kommen Blutorangen und eine trockene Sommerwiese. Nach ein paar Minuten fällt mir ein stärkeres Pfirsicharoma auf. Insgesamt sehr fein und sanft.
Gaumen: Cremig und macht weiter wie in der Nase. Einiges an Birne und leichten Äpfeln, etwas Pfirsich und ein paar unreife Erdbeeren. Dazu eine schon kräftigere Malznote sowie ein zarter Hauch Vanille. Danach wird es ein wenig bitterer mit Karamell und Mandeln, ein wenig schwarzer Pfeffer.
Abgang: Mittellang bis lang und trocken. Weiterhin fruchtig, hier kommen nun aber leichte Eichenholztanine dazu, ein paar Gewürze.
Fazit: Fruchtig, sauber und in der Nase sogar ziemlich komplex, auch wenn die Aromen sehr fein sind. Insgesamt ein sehr würdiger Vertreter der Brennerei mit super Preis-/Leistungsverhältnis. 81/100 Punkte (2021)
Glenlivet 12 Jahre, Pure Single Malt Scotch Whisky, 43% alc. Originalabfüllung (frühe 1980er Jahre). Ausbau: Keine Angabe
Nase: Die erste Assoziation ist pflanzlich. Löwenzahn, verschiedene Blüten, Frühlingswiese. Und dann kommt doch tatsächlich auch eine kleine Portion Rauch auf. Holzasche mit Honig auf einer Blumenwiese. Es folgen Bienenwaben, knackige Sommeräpfel und ein paar Zitrusfrüchte, alles harmonisch miteinander verwoben.
Gaumen: Auch hier fällt mir der leichte Holzrauch zuerst auf, dahinter Heidehonig und Orangenmarmelade, Quitten, Pistazien und Mandeln. Außerdem finde ich dunkles Karamell und nicht näher definierbare Süßigkeiten, erinnert stark an aromatisieren Zucker mit einer leichten Bitterkeit.
Abgang: Mittellang, rauchiges Karamell, Bienenwachs und altes Holz.
Fazit: Diese leicht rauchige Komponente passt wunderbar, der Glenlivet ist harmonisch und komplex zugleich - eine wirklich schöne Abfüllung. 85/100 Punkte (2022)
Glenlivet 12 Jahre, 40% alc. Originalabfüllung (1990er Jahre, unhurried Sinne 1824 Label). Ausbau: Keine Angabe
Nase: Erinnert schon an die heutige 12-jährige Originalabfüllung. Knackige Sommeräpfel, gedeckter Apfelkuchen, Birnenkompott und etwas Honigmelone, dazu Holzspäne und Malzkekse. Im Hintergrund hält sich ein wenig Sahnekaramell.
Gaumen: Harmonisch fruchtig, spritzig. Äpfel, Birnen und ein wenig Limette, dazu Stachelbeere und Pfirsich. Auch hier ein wenig Malz und Karamell, aber noch dezenter als schon in der Nase.
Abgang: Eher kurz und fruchtig, dazu Mandeln und Karamell.
Fazit: Sehr einfach, sehr harmonisch, sehr fruchtig. Unkomplizierter dram. 82/100 Punkte (2022)
Glenlivet 12 Jahre, Licensed Dram, 48% alc. Originalabfüllung (2021). Ausbau: Bourbon- und Sherryfässer (First Fill)
Nase: Heuwiese und eine angenehm blumige Fruchtigkeit, eine Mischung zwischen leicht cremigen Sahnekaramell, Honig und Gewürzen folgt direkt dahinter. Orangenmarmelade, Sommeräpfel und Pfirsich. Dazu mischen sich leichte Aromen von Ingwer und Zimt. Außerdem Gebrannte Mandeln, Gewürznelken und ganz zart Marzipan. Alles in allem sehr harmonisch aufeinander abgestimmt.
Gaumen: Cremig und süß, einiges an dunklem Honig und Malz, eine angenehme Nussmischung. Der Whisky wird dann trockener und würziger, die Gewürze der Nase kommen direkt wieder. Neben Zimt und Ingwer finde ich auch Anis und Pfeffer.
Abgang: Mittellang bis lang, die Frucht gelangt in den Hintergrund, die Süße vom Honig bleibt. Dazu kommen wieder die Gewürze und grüner Tee.
Fazit: Ein Glenlivet mit mehr als 40% Alkoholgehalt und er wirkt gleich viel reifer als einige der anderen Originalabfüllungen. Der Licensed Dram transportiert neben seiner Süße wunderbare Gewürze, insgesamt ein sehr ausgewogener Single Malt, der wirklich Spaß macht. 85/100 Punkte (2021)
Glenlivet 15 Jahre French Oak Reserve, 40% alc. Originalabfüllung (2021). Ausbau: Nachreifung in Limousin-Weinfässern
Nase: Mild süß und angenehm fruchtig. Malz und Müsli, Crema Catalana sowie überbackene Banane mit Honig. Dazu Orangen und Kerzenwachs, verschiedene Beeren sowie milde Gewürzaromen, darunter Zimt und ganz entfernt ein wenig Anis. Auch kommt reifer Pfirsich auf.
Gaumen: Weiterhin sehr cremig und mild fruchtig, die Gewürze werden aber stärker. Haselnüsse und Esskastanien, Pfirsich und Birne, unreife Banane, Röstmalz und eine ordentliche Portion Zimt. Dazu milde Anklänge von Anis und Muskat. Alles in allem aber sehr harmonisch und miteinander eng verwoben.
Abgang: Kurz bis mittellang, verschiedene Nussaromen, eine leichte Süße sowie milde Gewürze verweilen ein wenig länger.
Fazit: Ein rundum harmonischer Glenlivet und sehr gut zu genießen. Für mich dürfte er gerne ein paar Umdrehungen mehr haben, die würden ihm noch einmal mehr Komplexität verleihen. Ein schöner Core-Range-Malt für die Hausbar. 84/100 Punkte (2021)
Glenlivet 18 Jahre „Batch Reserve“, 40% alc. Originalabfüllung (2021). Ausbau: Bourbon- und Sherryfässer
Nase: Samtig weich und fruchtig, kommt sehr elegant daher. Apfelkuchen, Kirschen und Karamell. Zudem getrocknete Aprikose und Pfirsich. Dahinter folgen zarte Eichenholzaromen mit milden Gewürzen, darunter ein wenig Muskat und ganz entfernt ein Hauch Zimt, Malzzucker und Honig.
Gaumen: Fruchtig geht es weiter. Orangen und Aprikosen, etwas Schwarztee und Rosinen. Hier auf dem Gaumen kommt nun das Alter mit dem Eichenholz stärker zu tragen, die Gewürze werden ein wenig kräftiger und bitterer.
Abgang: Lang und leicht trocken. Hier kommen noch einmal die Rosinen auf, dazu etwas Schokolade und Orangen. Die milde Bitterkeit der Eiche hält lange an.
Fazit: Dieser Glenlivet tritt ähnlich auf wie seine jüngeren Geschwister, die Gewürze und das Eichenholz stehen jedoch viel stärker im Vordergrund, ohne zu überfordern. Auch hier haben wieder einen sehr eleganten und rundum harmonischen Single Malt. 85/100 Punkte (2021)
Glenlivet 21 Jahre "Archive", Originalabfüllung, 43% alc. Ausbau: Sherry- und Bourbonfässer
Nase: Rosinen und dunkle Früchte, Ahornsirup, eine schöne Süße. Dazu sehr tiefe Holznoten, poliertes Holz, Eichenspäne und Zedernholz. Dann wieder Früchte, diesmal Pfirsich und ein Hauch von Äpfeln und Zitronen. Malz ist auch dabei.
Gaumen: Eiche, wirklich schöne Eiche. Dazu Gewürze. etwas Pfeffer und Ingwer. Die Frucht bleibt im Hintergrund, die Süße zeigt sich. Eine leichte Schärfe wie von Zimt kommt auf.
Abgang: Sehr lang, sehr würzig. Viel Eiche mit Malz und Nüssen.
Fazit: Immer wieder. 86/100 Punkte (verkostet 2014). Danke Nils für das Foto.
Glenlivet 25 Jahre, Originalabfüllung, 43% alc.
Nase: Tief und komplex, sehr schöne Sherryaromen mit Haselnüssen, Rosinen und Kaffeeschokolade. Milchkaffee, Gewürze und gezuckerte Früchte. Bei weitem nicht so "holzig" wie der 21-jährige Glenlivet. Geschälte Mandarinen, ganz entfernt Malz.
Gaumen: Zimt und Vanille, Obstsalat mit Bananen, Äpfeln und Beeren. Etwas Minze oder Eukalyptus. Und dann wieder Schokolade.
Abgang: Trocken und eher sanft, mittellang mit fruchtig süßen Sherryaromen.
Fazit: Ein schöner Single Malt aus der Speyside, der aber hinter dem 21-jährigen zurückbleibt. Der Whisky kommt in einer schönen Geschenkverpackung, der Mehrpreis von über 100,00 € zum 21-jährigen Glenlivet kann damit aber nicht gerechtfertigt werden. 84/100 Punkte (2014). Danke Nils für das Foto.
Glenlivet 1974-2011, ca. 37 Jahre, 43% alc. Abfüller: Gordon & MacPhail (Rare Vintage, Distillery Label)
Nase: Eine angenehme Mischung aus geschnittenen Gräsern auf altem Eichenholztisch, Aprikosen und diversen getrockneten Früchten. Dahinter kommen Mandeln, Zimt und Kardamom, zudem etwas Muskat. Abgerundet wird der malt durch Kandiszucker.
Gaumen: Elegant würzig und gleichzeitig fruchtig, viel Holz, Brombeeren und Zimt, Ingwer, Pfeffer und Malz, zum Ende hin Karamell und Vanille, etwas Apfel. Der Whisky erfüllt alle Erwartungen an das Alter.
Abgang: Sehr lang, leicht würzig, fruchtige Süße, Datteln und Mandeln, leicht bittere Eiche, die sehr lang anhält.
Fazit: Dieser Glenlivet spricht für sich selbst - wunderbar! 92/100 Punkte (2016). Ich danke dem Abfüller für Probe und Foto!
Glenlivet 1996-2015, 19 Jahre 50,4% alc. Abfüller: Single Cask Seasons (Kirsch Whisky) Ausbau: Oloroso-Sherryfass (first fill)
Nase: Zuckersüß und fruchtig, leicht würzig. Zuckerwatte, Schnittblumen, gezuckerte Beerenfrüchte (darunter Brombeeren) und Weihnachtsgebäck, zudem kandierte Äpfel. Im Hintergrund ein wenig Kakaobutter sowie milde Weihnachtsgewürze, sehr fein.
Gaumen: Die Süße besteht fort, die Würze nimmt zu. Süßkirschen, Himbeeren, Kandiszucker sowie Spekulatius. Zudem Zimt, trockenes Eichenholz und ganz milder Pfeffer.
Abgang: Sehr lang, die Würze hat noch einmal deutlich zugenommen. Zu den bereits bekannten Aromen kommen ein Hauch Leder sowie milder Tabak.
Fazit: Der Nase muss man Zeit geben, auch öffnet sie sich mit einem Tropfen Wasser. Insgesamt ein sehr schöner Glenlivet. 87/100 Punkte (2015). Ich danke dem Abfüller (Kirsch Whisky) für Probe und Foto!