St. Magdalene / Linlithgow
Für St. Magdalene/Linlithgow gibt es mehrere Angaben zum Gründungsjahr, gesichert ist der Verkauf von Sebastian Henderson an Andrew Dawson im Jahr 1798. Damals gab es mindestens 5 Brennereien in Linlithgow, die erste war 1750 wohl Bulzion. In der direkten Nachbarschaft entstand St. Magdalene, oft wird 1753 oder 1765 angegeben.
Im Jahr 1810 zog Andrew Dawson zusätzlich die Produktion der Brennerei Bonnytown auf das Gelände von St. Magdalene, Bonnytown wurde in den Folgejahren geschlossen.
St. Magdalene blieb noch viele Jahre in Familienbesitz, 1912 ging die Brennerei an DCL und wurde 1915 eine der 5-Gründungsbrennereien der Scottish Malt Distillers. 1983 schloss die Brennerei im Rahmen der Whiskykrise, anschließend erfolgte der Teilabriss.
Linlithgow 1975 - 2004, 28 Jahre, 48,1% alc. Abfüller: Signatory Vintage (dumpy bottle). Ausbau: Oak Cask 96/3/37, keine genauere Angabe
Nase: Ziemlich würzig im ersten Eindruck. Bunter Pfeffer sowie süße Chilisauce, dahinter werden dann die Fruchtaromen stärker. Nach kurzer Zeit erinnert kaum noch etwas an die Würze, nur manchmal blickt ein Hauch Pfeffer noch einmal kurz durch. Ich finde nun zarte Veilchen, etwas Blumenwiese und Vanille, Kakaobutter und frisch geöltes Eichenholz.
Gaumen: Die Betonung liegt auf angekohltes Eichenholz, recht intensiv und angenehm bitter. Dazu gesellen sich Asche, Malz und Karamell, etwas salziges Popcorn, Marzipan und dunkles Brot. Durch die leicht salzige Komponente wirkt der Whisky etwas trockener, sie intensiviert auch noch mal das Eichenholz.
Abgang: Sehr lang, sehr viel Eichenholz. Ich denke an antike Möbel, dazu dunkle Schokolade und ein wenig Röstmalz.
Fazit: Hier haben Brennereicharakter und aktives Fass einen harten Kampf geführt, das Fass ist eindeutig als Sieger hervorgegangen. Der Whisky ist wunderbar, nur ein Ticken zu spät abgefüllt. 86/100 Punkte (2022)
Hintergrundbild: The Whisky Exchange
St. Magdalene 1975 - 2010, 35 Jahre, 43% alc. Abfüller: Gordon & MacPhail (Rare Old). Ausbau: Sherryfässer (Refill, hogsheads)
Nase: Trotz der geringen Trinkstärke recht aromatisch im ersten Eindruck. Einiges an Eichenholz und Gräsern, etwas Torfrauch und anschließend eine Mischung aus reifen Pfirsichen und Aprikosenmarmelade. Die daraus resultierende Süße ist richtig aufdringlich und bleibt stabil im Glas. Dahinter kommen etwas cremiger Honig, Apfelspalten und entfernt warmer Kalkstein.
Gaumen: Leicht, wässriges Mundgefühl, dennoch transportiert der Whisky seine Aromen. Ich finde Karamell, Gräser und etwas angebranntes Vollkornbrot, dazu viel bitteres Eichenholz sowie Aprikosenkerne und Apfelschalen. Eine Mischung aus Kreide und sanftem Torfrauch in der Ferne bringen etwas Komplexität rein. Zum Ende hin Muskat und Salz.
Abgang: Kurz bis mittellang, Röstmalz und Eiche, die Fruchtaromen finden sich dezent im Hintergrund.
Fazit: Eigentlich ein richtig guter Vertreter der Brennerei, wenn da nur nicht das leicht wässrige Mundgefühl wäre. Aromatisch jedoch ein typischer St. Magdalene und daher echt empfehlenswert. 87/100 Punkte (2022).
Linlithgow 1982 - 2004. 21 Jahre, 63,5% alc. Abfüller: Duncan Taylor. Ausbau: Vermutlich Bourbonfass, Fassnummer 2214
Nase: Im ersten Eindruck eine Mischung aus feuchter Sommerwiese, leichtem Vanillearoma und Kies, dazu Tafelkreide. Der Alkohol braucht ein wenig Zeit an der Luft und ist anschließend kaum noch spürbar. Dahinter kommen dann Kiwi, Sommeräpfel, Stachelbeeren, etwas Zitronenabrieb und noch mehr Kreide, auch Aspirin kann ich finden.
Gaumen: Sehr intensiv und aromatisch. Erst einmal konzentrieren sich noch einmal die Fruchtaromen mit Kiwi, Äpfeln und Bergpfirsichen, dazu Limettensaft, weißer Pfeffer, Kreide und sehr viel Salz. Außerdem Kalk und getrocknete Gräser.
Abgang: Lang und weiterhin intensiv, dabei dennoch ausgewogen zwischen süß und salzig. Limette, Organgen, Äpfel und Salz, dazu etwas angebranntes Eichenholz.
Fazit: Komplex, spannend und messerscharf im Aroma. Ein richtig genialer Linlithgow. 91/100 Punkte (2022)
Linlithgow 1982 - 2011, 28 Jahre, 63,1% alc. Abfüller: Signatory Vintage. Ausbau: Wine Treated Butt Nr. 2202
Nase: Der Alkohol zieht erst einmal scharf durch die Nase, etwas Zeit und Luft ist hier hilfreich. Dahinter verbirgt sich einiges. Blumenwiese, Lindenblüten, Äpfel und reife Aprikosen, dann Lokschuppen, Braunkohle, Altöl und Zitronenbonbons. Anschließend entwickelt sich eine harzige Kräuterkomponente, die mich an Latschenkiefern im Hochsommer denken lässt.
Gaumen: Intensiv süß und ölig. Traubenkerne, Sommeräpfel, Orangen und Honig, etwas Mango. Dazu ziemlich viel Pfeffer sowie eine Mischung aus Mandeln und Walnüssen. Der St. Magdalene wird dann trockener und leicht pappig, grüner Tee mit einer Zitronenscheibe.
Abgang: Mittellang, auch hier wieder Trauben und Traubenkerne, leicht süß und recht bitter, etwas Eichenholz und Muskat.
Fazit: In der Nase einfach grandios, auf dem Gaumen und im Abgang schwächelt dieses Schmuckstück dann doch leider etwas. Vielleicht wird er mit Wasser besser, aber das kann ich nicht sagen, ich verdünne Whisky ja grundsätzlich nicht. 85/100 Punkte (2022)